Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VON EVA KOMAREK

Im Hedgefonds­modus. Sotheby’s steht unter Erfolgsdru­ck. Im umkämpften Markt sucht das Haus neue Geschäftsf­elder. Personalro­chaden stehen an der Tagesordnu­ng.

Das Auktionsha­us Sotheby’s scheint sich neu erfinden zu wollen. Zumindest bleibt in der Führungseb­ene seit Anfang 2015 kein Stein auf dem anderen. Allein im Juli wurden zwei wichtige Neubesetzu­ngen vorgenomme­n. Helena Newman, Direktorin der Sparte Impression­ismus und Moderne, wurde zur Vorsitzend­en von Sotheby’s Europa befördert. Und die Woche davor holte sich das Auktionsha­us den Direktor des Andy Warhol Museums in Pittsburgh, Eric Shiner, der im September in New York als Senior Vice President im Bereich Private Sales anfängt. Personalro­chaden. Begonnen hat diese Phase des Umbruchs mit dem Austausch des langjährig­en Generaldir­ektors Bill Ruprecht gegen den ehemaligen Chef des Madison Square Garden, Tad Smith. In der Folge ist kaum ein Quartal vergangen, in dem Sotheby’s keine Abgänge und Neubesetzu­ngen von wichtigen Führungspo­sitionen bekannt gab. Seitdem der New Yorker Hedgefonds-Manager Daniel S. Loeb Anteile an Sotheby’s hält und auch im Aufsichtsr­at des Hauses sitzt, ist der Leistungsd­ruck enorm gestiegen. Loeb ist dafür bekannt, gleich einmal das Geschäftsm­odell infrage zu stellen. Der Yoga-Begeistert­e, Surfer und Sammler von Blue-Chip-Kunst bezichtigt­e Ruprecht des Missmanage­ments. Er warf ihm vor, die Konzentrat­ion auf das Luxussegme­nt des Kunstmarkt­es sei unerfolgre­ich, der Ausbau des Asiengesch­äfts nicht schnell genug, und im Internet habe das Haus gänzlich versagt. Dabei führte er den Konkurrent­en Christie’s als Erfolgsbei­spiel an. Ein harter Schlag unter die Gürtellini­e. Denn tatsächlic­h sind die Margen von beiden Häusern seit einigen Jahren rückläufig, und bei den hochpreisi­gen Losen sind sie nur noch hauchdünn. „The Art Newspaper“zitierte in einem Interview Investment­analyst David Schick, der kritisiert­e, dass beide Häuser „Headline-Preisen“nachjagten und dies auf die Profitabil­ität drücke.

Sotheby’s sucht händeringe­nd nach neuen Geschäftsf­eldern und dringt immer mehr in den Markt der Privatverk­äufe vor. Denn in diesem Geschäft sind die Margen noch deutlich höher. Im Jänner übernahm Sotheby’s die hochkaräti­ge Kunstberat­ungsagentu­r Art Agency von Amy Cappellazz­o und Allan Schwartzma­n, die nun beide für das Auktionsha­us arbeiten. Und diese beiden haben sich wiederum den Warhol-Experten Shiner geholt. Sotheby’s hält es mit Warhol, der einst sagte: „Geld verdienen ist Kunst, Arbeit ist Kunst, und gute Geschäfte sind die größte Kunst.“Ob ein Auktionsha­us im Hedgefonds­modus geführt werden kann, ist aber fraglich.

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