Die Presse am Sonntag

Vier Serien für die Ferien

Zuerst wŻr FußãŻll-EM, jetzt kommt OlympiŻ, ©Żzwischen herrscht im Fernsehen Dürrezeit. DŻs ProgrŻmm lineŻrer TV-Sen©er l´sst im Sommer h´ufig zu wünschen üãrig. Vier Empfehlung­en gegen Żkute TV-Tristesse.

- VON ANNA-MARIA WALLNER, OLIVER GRIMM

Vergangene­n Mittwoch zum Beispiel. Da lief im ORF um 20.15 Uhr „Zurück in die Zukunft II“auf dem Einser und der „Bergdoktor“auf dem Zweier. Eine fast 30 Jahre alte, infantile Zukunftsdi­stopie und alpines Herz-Schmerz-Fernsehen. Wer an diesem Sommeraben­d überhaupt Zerstreuun­g vor einem Bildschirm gesucht und begonnen hatte zu zappen, kehrte vermutlich nicht mehr zurück zum ORF-„Weltjourna­l“oder dem empfehlens­werten Film „Kuma“über eine türkische Familie in Wien, der um 23.50 Uhr gezeigt wurde. Ein so flaches TV-Programm in der sportfreie­n Zeit nach der EM und vor Olympia lässt erahnen, wie schnell klassische­n TVSendern die Zuseher verloren gehen werden. Die Abo-Abschlüsse für Serien- und Filmliefer­anten von Amazon bis Sky gehen ohnehin nach oben, nach einem Sommer wie diesem mit Sicherheit noch schneller, und das, obwohl etwa Netflix gerade die Abo-Preise erhöht. Falls Sie demnächst wieder frustriert vor dem Fernseher sitzen, kommt hier Abhilfe. Man nehme zwei große Löffel Stephen King und je eine Prise „Twin Peaks“, „Poltergeis­t“und „E. T.“. Fertig ist „Stranger Things“, dieses überrasche­nde Science-Fiction-Juwel der Brüder Matt und Ross Duffer, das perfekt in den Sommer passt. Nicht nur, weil es hier um eine Gruppe von Kindern geht, die in den 1980ern in einer Kleinstadt in Indiana gegen etwas Unheimlich­es kämpfen. Eines Tages verschwind­et der zwölfjähri­ge Will, dafür taucht das wortkarge Mädchen Eleven auf. Wills Mutter wird von Winona Ryder hysterisch-verzweifel­t gespielt. Die Horrordosi­s hält sich in Grenzen, und man ist ohnehin ständig damit beschäftig­t, die vielen filmischen Zitate zu entdecken. Seit 15. Juli, Netflix. Die Sommersais­on im lieblichen Badeort Broadchurc­h an der Küste von Dor- set steht knapp bevor, als am Fuße der malerische­n Klippen ein toter Bub gefunden wird. Wer der Mörder ist, fesselt in dieser BBC-Krimiserie beinahe weniger als die scharfsinn­ige Darstellun­g dessen, was eine Tragödie mit den Beziehunge­n der Menschen anstellt, die von ihr berührt sind. Schuld ist ein dehnbarer Begriff, schnelle Urteile fallen dem, der sich in ihrer trügerisch­en Sicherheit wähnt, umso schmerzhaf­ter auf den Kopf: Das Polizisten­duo Ellie Miller und Alex Hardy wird von Olivia Colman und David Tennant virtuos verkörpert. Tennants wunderbare­r schottisch­er Zungenschl­ag sei Anlass, die Serie im englischen Original anzuschaue­n, der Auftritt der großen Charlotte Rampling ein Grund, die zweite Staffel mit Vorfreude zu erwarten. Staffel eins auf Netflix. Diese Produktion sieht hinter die Kulissen der fiktiven Datingshow „Everlastin­g“. Inklusive des despotisch­en Erfinders der Show und einer gestresste­n Produzenti­n. Im Mittelpunk­t steht Rachel Goldberg (Shiri Appleby), eine der Showmitarb­eiterinnen, die nach einem nervösen Zusammenbr­uch während der vergangene­n Staffel aus Geldnot und Mangel an Alternativ­en an das Set zurückkehr­t und da weitermach­t, wo sie aufgehört hat: beim Manipulier­en der Kandidaten. Das ist Fernsehen im Fernsehen. Seit Juni auf Amazon. Die Kinder sind im Internat, der Mann ist weg. Marcella Backland (Anne Friel) kehrt an ihren Arbeitspla­tz bei der Londoner Mordkommis­sion zurück, um eine mysteriöse Mordserie aufzukläre­n. Dann stirbt ausgerechn­et die Geliebte ihres Mannes, der Marcella kurz davor einen Besuch abgestatte­t hat. Die Kommissari­n hat vor allem mit sich selbst und ihren seltsamen Gewaltausb­rüchen zu tun. Insgesamt eine sehr dichte, mitreißend­e Miniserie mit einer hervorrage­nden Hauptdarst­ellerin und verwirrend vielen Verdächtig­en. Seit 1. Juli auf Netflix.

»StrŻnger Things« »BroŻ©church« »UnreŻl« »MŻrcellŻ«

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Netflix MŻn erkennt sie kŻum wie©er: WinonŻ Ry©er (l.) spielt in „StrŻnger Things“Mutter Joyce, ©ie mit ihrem ´lteren Sohn (Mitte) ©en zwölfj´hrigen Will sucht.

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