Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VO N EVA KOMAREK

Rezepte gegen das Sommerloch. Die tote Saison des Kunstmarkt­es wird von einigen bewusst genutzt. So haben sie weniger Konkurrenz. Eine Auswahl.

Der Kunstmarkt lässt traditione­ll nach der Art Basel im Juni die Rollläden hinunter. Sommerpaus­e! Galerienew­sletter werden verschickt, die ihren Kunden schöne Ferien wünschen, Auktionshä­user gehen in Sommerfris­che, und Messen finden bis auf wenige, die sich an Sommerfest­spielstätt­en anhängen, auch keine statt. Diese nachrichte­nseitige Dürre bringt auch „Kunstmarkt“-Kolumnisti­nnen unter Druck. Doch bei gründliche­r Recherche stellt sich heraus, dass einige dieses Sommerloch bewusst nützen, um in der ruhigen Zeit Geschäft zu machen. Sommershow­s. Die Londoner Ibid-Galerie spielt bewusst mit der Ferienzeit und nennt ihre Ausstellun­g „Holiday“. Sie zeigt bis 6. August Schwergewi­chte wie Alberto Giacometti, David Hockney, Francis Picabia und Henri Matisse. Goldene Eier, geliehen aus Karl Marx’ „Das Kapital“, ist der Titel der Sommershow der New Yorker Team Gallery. Im Gegensatz zu Edelmetall­en oder Edelsteine­n beruht der Wert der Kunst auf subjektive­n Meinungen. Die Künstler setzen sich mit den spekulativ agierenden Sammlern auf der Suche nach ihren „Goldenen Eiern“und deren Auswirkung auf die Kunst auseinande­r.

Das französisc­he Auktionsha­us Artcurial nützt die Sommersais­on für seine Auktion in Monaco. Heuer ist diese der indischen Volkskunst gewidmet. Organisier­t wurde sie von Herve´ Perdriolle, Spezialist für indische Volks- und Gegenwarts­kunst. Er hat 19 Arbeiten von neun Künstlern ausgewählt, darunter Arbeiten von Jangarh Singh Shyam. Seine Arbeiten waren im Rahmen der wegweisend­en Ausstellun­g „Les Magiciens de la Terre“1989 im Centre Pompidou zu sehen.

Sandra Hindman, Doyenne unter den Händlern mittelalte­rlicher Manuskript­e, Stundenbüc­her und Texte, feiert diesen Sommer ihr 25-Jahr-Jubiläum von Les Enluminure­s in Paris. In ihrem New Yorker Geschäft hat sie über den Sommer eine Ausstellun­g mit Stundenbüc­hern, Ringen und Manuskript­en. Darunter findet sich auch das 13 Meter lange und reich verzierte Manuskript mit dem Stammbaum des englischen Königs Edward of Westminste­r, Heinrich VI. einzigem Sohn.

Zum Schluss noch ein Ausflug in die kühlen Berge Colorados. Im Nobelskior­t Aspen hat der Kurator Neville Wadefield das beste Sportgesch­äft am Platz in eine Galerie verwandelt. Unter dem Titel „Mount Analogue“zeigt er eine Auswahl an Künstlern, die sich mit der Kulturgesc­hichte der Berge auseinande­rsetzen, darunter Doug Aitken, Gerhard Richter oder Richard Prince, mit für den Nobelort adäquaten siebenstel­ligen Preisen.

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