Die Presse am Sonntag

Gestern laut, heute leise

Es ist Ruhe eingekehrt in Traiskirch­en.

- BÜRGERMEIS­TER VON OLIVER PINK

Es verging kaum ein Tag im Jahr 2015, an dem Traiskirch­en nicht in den Medien war. Und mit der Stadt auch ihr Bürgermeis­ter, Andreas Babler. Heute ist es ruhig geworden um Traiskirch­en. Und auch um Babler.

„Das liegt daran, dass der Stand im Flüchtling­slager reduziert wurde“, sagt er. „Und die Auseinande­rsetzung ist weggefalle­n.“Dass er diese gesucht habe, bestreitet Babler nicht. In der Öffentlich­keit Druck auszuüben, sei die einzige Möglichkei­t gewesen, auf die Schwierigk­eiten im Flüchtling­slager aufmerksam zu machen. Hier hätten die Probleme mit der Unterbring­ung ja schon 2014 begonnen, da sei dann eben noch einiges hinzugekom­men.

Es gebe heute zwar noch immer 780 Flüchtling­e im Lager Traiskirch­en, auf 480 wolle man kommen, da sei man in Verhandlun­gen mit dem In- nenministe­rium. Aber die Flüchtling­ssituation insgesamt habe sich im Land deutlich entspannt, da sehr viele Unterkünft­e geschaffen worden seien.

Aber war man im Vorjahr nicht vielleicht auch zu blauäugig – die Grenzen auf, alle hereinlass­en und sich erst dann Gedanken machen, was passieren soll? So will Babler das nicht sehen. „Es wollten ohnehin alle nach Deutschlan­d. Wir haben sie einfach freundlich durchgewin­kt.“Legale Flucht müsste weiterhin möglich sein, meint der Bürgermeis­ter. Obergrenze­n hält er für sinnlos. „Diese werden die Flüchtling­e nicht aufhalten.“

Andreas Babler war auch einer der wortgewalt­igsten Kritiker von Kanzler Werner Faymann. Wie er dessen Nachfolger Christian Kern nun findet? „Sehr gut.“Nachsatz: „Ich war ja auch nicht ganz unbeteilig­t daran, dass er das wurde.“Kern sei jedenfalls einer, der ein „tiefgründi­ges Konzept“habe. Darüber könne man streiten, das könne man gut oder schlecht finden, aber es gebe zumindest eines. Das sei zuvor nicht der Fall gewesen.

Andreas Babler

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