Gestern laut, heute leise
Es ist Ruhe eingekehrt in Traiskirchen.
Es verging kaum ein Tag im Jahr 2015, an dem Traiskirchen nicht in den Medien war. Und mit der Stadt auch ihr Bürgermeister, Andreas Babler. Heute ist es ruhig geworden um Traiskirchen. Und auch um Babler.
„Das liegt daran, dass der Stand im Flüchtlingslager reduziert wurde“, sagt er. „Und die Auseinandersetzung ist weggefallen.“Dass er diese gesucht habe, bestreitet Babler nicht. In der Öffentlichkeit Druck auszuüben, sei die einzige Möglichkeit gewesen, auf die Schwierigkeiten im Flüchtlingslager aufmerksam zu machen. Hier hätten die Probleme mit der Unterbringung ja schon 2014 begonnen, da sei dann eben noch einiges hinzugekommen.
Es gebe heute zwar noch immer 780 Flüchtlinge im Lager Traiskirchen, auf 480 wolle man kommen, da sei man in Verhandlungen mit dem In- nenministerium. Aber die Flüchtlingssituation insgesamt habe sich im Land deutlich entspannt, da sehr viele Unterkünfte geschaffen worden seien.
Aber war man im Vorjahr nicht vielleicht auch zu blauäugig – die Grenzen auf, alle hereinlassen und sich erst dann Gedanken machen, was passieren soll? So will Babler das nicht sehen. „Es wollten ohnehin alle nach Deutschland. Wir haben sie einfach freundlich durchgewinkt.“Legale Flucht müsste weiterhin möglich sein, meint der Bürgermeister. Obergrenzen hält er für sinnlos. „Diese werden die Flüchtlinge nicht aufhalten.“
Andreas Babler war auch einer der wortgewaltigsten Kritiker von Kanzler Werner Faymann. Wie er dessen Nachfolger Christian Kern nun findet? „Sehr gut.“Nachsatz: „Ich war ja auch nicht ganz unbeteiligt daran, dass er das wurde.“Kern sei jedenfalls einer, der ein „tiefgründiges Konzept“habe. Darüber könne man streiten, das könne man gut oder schlecht finden, aber es gebe zumindest eines. Das sei zuvor nicht der Fall gewesen.
Andreas Babler