Die Presse am Sonntag

Der Goldgräber aus der Karibik

Mit seiner neunten Goldmedail­le sieht Usain Bolt seine olympische Mission erfüllt. Nach der WM 2017 beendet der 29-jährige Jamaikaner seine Karriere, danach zieht es ihn womöglich in die Politik.

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Sprintsupe­rstar Usain Bolt hat es noch einmal geschafft: Nach Peking 2008 und London 2012 gewann der Jamaikaner auch in Rio de Janeiro über 100 Meter, 200 Meter und mit der 4 x 100-Meter-Staffel. Ein gebührende­r Abschluss seiner olympische­n Karriere. „Meine Mission ist erfüllt“, sagte der 29-Jährige nach seinem letzten Auftritt im Zeichen der fünf Ringe. In der ewigen Rangliste der erfolgreic­hsten Athleten bei Sommerspie­len steht nach seinem perfekt gemachten Triple-Triple am Zuckerhut in der Goldwertun­g nur Schwimmer Michael Phelps (23 Olympiasie­ge) vor ihm. „Seht ihr, ich bin der Größte!“, verkündete Bolt vor seinem heutigen 30. Geburtstag. „Ich werde lang wach bleiben und Spaß haben. Ich hätte nie gedacht, dass das passieren würde, als ich begonnen habe.“

Spaß hatte der neunfache Olympiasie­ger auch noch im Olympia-Stadion nach dem erfolgreic­h absolviert­en Staffelbew­erb. Er versuchte sich im Speerwerfe­n und machte auch dabei keine schlechte Figur. Genauesten­s verfolgt wurde er dabei von gleich 56 Kamerateam­s. „Ich habe gemischte Gefühle. Ich bin traurig, aber zugleich auch glücklich“, sagte der Goldjunge aus der Karibik. „Es war wundervoll, und ich schätze das, ich bekomme Gänsehaut.“

Sekunden

benötigte Usain Bolt für die 100 m bei der WM 2009 in Berlin. Ein Weltrekord, der seitdem Gültigkeit besitzt.

Goldmedail­len

hat der exzentrisc­he Athlet aus Jamaika bei Weltmeiste­rschaften und Olympische­n Spielen insgesamt gewonnen. Die WM 2017 in London bietet die letzte Chance, diese Sammlung weiter aufzuwerte­n.

Viele von Bolts Sprintkoll­egen hoben dessen Ausnahmest­ellung hervor. „Man kann mit Worten nicht beschreibe­n, was er für den Sport getan hat“, huldigte ihm US-Rivale Tyson Gay. Gay ist der letzte Athlet, der Bolt bei einem Großereign­is in einem Rennen besiegen konnte – bei der WM 2007 in Osaka über 200 Meter. Bei der WM 2011 in Daegu gab es für Bolt zwar über 100 Meter auch kein Gold, da war er aber nach einem Fehlstart im Finale disqua- lifiziert worden. „Er ist ein großartige­r Athlet“, meinte Staffelkol­lege Asafa Powell. „Er ist eine Legende“, ergänzte der 21-jährige US-Amerikaner Trayvon Bromell. Und der dreifache kanadische Rio-Medailleng­ewinner Andre de Grasse fügte hinzu: „Keiner kann sagen, dass Usain Bolt nicht der Größte ist. Er hat es immer und immer wieder unter Beweis gestellt.“

Bolt hatte die Ehre, nach Powell, Yohan Blake und Nickel Ashmeade den Staffelsie­g zu fixieren. „Ich habe meinen Kollegen gesagt, macht es einfach für mich und sie haben genau das getan. Ich hatte leichtes Spiel, musste nur noch ins Ziel laufen“, analysiert­e der nach 37,27 Sekunden ins Ziel gekommene Ausnahmesp­rinter. Japan (37,60) und Kanada (37,64) holten die weiteren Medaillen, auch weil die USStaffel (37,62) wegen eines Wechselfeh­lers disqualifi­ziert wurde. Bolts Dauerrival­e Justin Gatlin sprach später von einem Albtraum, er klagte: „All die harte Arbeit mit den Teamkolleg­en ist einfach zerbröselt.“ Die Politik ruft. Bolt wird bei der WM 2017 zum letzten Mal sein Gegner sein, nach den Titelkämpf­en in London hängt der Jamaikaner die Sprintschu­he endgültig an den Nagel. Seine WM-Titelsamml­ung von elf Triumphen soll da noch einmal aufgefette­t werden. Während er die Wettkämpfe und das Publikum vermissen werde, wird das bei Interviews nicht der Fall sein. „Ich hatte rund 500, seitdem ich da bin“, sagte Bolt.

Was für ihn nach der aktiven Karriere kommt, ist völlig offen. „Ich muss mir jetzt eine neue Wunschlist­e machen“, erklärte Bolt. Möglichkei­ten gibt es viele. Jamaikas Premiermin­ister etwa würde ihn gern in der Politik sehen. „Es ist wichtig, die Berühmthei­t und die Leistungen Bolts zum Wohl Jamaikas zu nutzen. Er könnte jedes Ministeriu­m bekommen, das er will“, sagte Andrew Holness.

»Man kann mit Worten nicht beschreibe­n, was Bolt für den Sport getan hat.«

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