Josts Hoffnung und Beethovens
Mit Shakespeare, Beethoven und zwei Uraufführungen feierte das Festival Grafenegg sein zehnjähriges Bestehen.
Den Auftakt zu diesem Jubiläum hätte man auch mit Beethovens Neunter Symphonie allein bestreiten können. Tatsächlich war für diese „Ode an die Freude“eine entsprechende Besetzung aufgeboten: das seit Bestehen des Musikfests in Grafenegg als Orchester in Residence wirkende Tonkünstlerorchester Niederösterreich unter seinem (eben erst für eine weitere Periode verlängerten) Chefdirigenten Yutaka Sado, den Wiener Singverein und ein Solistenquartett, wie man es sich namhafter kaum vorstellen kann: Camilla Nylund, Elena Zhidkova, Klaus Florian Vogt und Rene´ Pape. Das konnte man (zeitversetzt) auch via TV mitverfolgen, denn die Eröffnungs-Gala vor dem Wolkenturm wurde übertragen.
Aber Grafenegg wäre nicht Grafenegg, hätte man es an diesem festlichen Abend bei Beethovens d-Moll-Symphonie belassen. Seit Beginn dieses Festivals gibt es einen jährlich wechselnden „Composer in Residence“. Eine Anregung von „Nali“Gruber, der wesentlich an der Neukonzeption beteiligt war. Dieses Jahr ist es der durch etliche Kompositionsaufträge international ausgewiesene, 1963 in Trier geborene, in Berlin lebende Christian Jost. Jazz, Ligeti, den frühen Penderecki, vor allem Beethoven nennt er als Vorbilder. So lag es nahe, ihn um eine Art „Vorspiel“zu Beethovens Neunter zu bitten.
Er tat es gleich doppelt. Zuerst mit einer von seinen Jazz-Vorlieben zeugenden, rhythmisch profilierten, um ein Moll-Motiv kreisenden Fanfare für neun Blechbläser, die sich gewiss brillanter darstellen lässt, als es die Bläser des Tonkünstler-Orchesters taten. Beim zweiten Stück – einem Auftragswerk von Grafenegg, RSO Berlin und Orchestre Philharmonique du Luxemburg – ließ sich Jost von der zweiten Version des Beethoven-Liedes „An die Hoffnung“inspirieren. Es bildet, in der Gesangsstimme unverändert, auch den Mittelteil von Josts Komposition. Gleich der Fanfare sind es Moll-Terzen, auf denen der erste Teil dieses – frei nach Beethoven – „An die Hoffnung“betitelten Werks aufbaut. Eine sich zu immer stärkerer Intensität steigern-