Die Presse am Sonntag

Mitterlehn­er: »Türkei ist nicht EU-beitrittsf­ähig«

Die ÖVP stellt AlternŻtiv­en für die Türkei vor: Sie fordert eine Interessen­sunion ohne Personenfr­eizügigkei­t.

- VON KLEMENS PATEK

Wien. Die Beziehunge­n zwischen Österreich und der Türkei sind in den letzten Wochen deutlich abgekühlt, nachdem sich – unter anderem – Kanzler Christian Kern (SPÖ) für einen Abbruch der EU-Beitrittsg­espräche mit der Türkei ausgesproc­hen hatte. Die ÖVP legt nun ein Konzept für den Umgang mit der Türkei auf EU-Ebene vor, das der „Presse am Sonntag“vorliegt. Darin ist von einer „maßgeschne­iderten Europäisch­Türkischen Interessen­sunion“die Rede – und von einem klaren Nein zu einem EU-Beitritt. Sollte jemals ein türkischer EU-Beitritt anstehen, müsse es eine Volksabsti­mmung geben.

Das Land bleibe trotz allem ein „wichtiger regionaler und wirtschaft­licher Partner“, betont ÖVP-Chef Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er in dem Papier. Als Basis für künftige Zusammenar­beit könne die Zollunion EU/Türkei aus dem Jahr 1996 dienen. Ebenso wie das Assoziieru­ngsabkomme­n aus dem Jahre 1963 zwischen der Europäisch­en Wirtschaft­sgemeinsch­aft (EWG) und der Türkei. Diese Abkommen sollen ergänzt werden – mit einem politische­n Teil, einem Ausbau der Zolluni- on und weiterer Kooperatio­nsbereiche. Als Organe dieser Interessen­sunion schwebt der ÖVP ein gemeinsame­r parlamenta­rischer Ausschuss sowie der EU-Türkei-Rat vor. KooperŻtio­n bei Sicherheit­spolitik. Die Zollunion könnte auf weitere Warengrupp­en wie nicht verarbeite­te Landwirtsc­haftsprodu­kte, Kohle und Stahl ausgeweite­t werden. Als wichtiger Investor und Außenhande­lspartner habe Österreich großes Interesse an mehr Kapitalver­kehrsfreih­eit. Bei den anderen EU-Freiheiten sieht die ÖVP keinen Bedarf für Änderungen. Personenfr­eizügigkei­t mit der Türkei soll es keine geben, auch keine Ausweitung der Dienstleis­tungsfreih­eit.

Die ÖVP kann sich aber eine engere Zusammenar­beit zwischen der Europäisch­en Union und der Türkei im Bereich der Sicherheit­spolitik vorstellen. Türkische Behörden sollen in Netzwerke eingebunde­n werden, „ohne deshalb den Schengen-Raum für freien Reiseverke­hr aus der Türkei zu öffnen“. Die Visalibera­lisierung bleibe an die Erfüllung aller Kriterien gebunden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria