Die Presse am Sonntag

Der Goldmarkt muss jetzt Atem holen

Zuletzt wurden Goldminena­ktien schwer getroffen, der Kursrutsch war aber wohl nur eine gesunde Korrektur.

- JU

Der Goldpreis hat in der abgelaufen­en Woche einen teilweise deftigen Rücksetzer hingelegt – und mit ihm die Goldminena­ktien, die die Goldnotier­ung ja nicht nur nach oben hebeln, sondern auch nach unten wesentlich stärker wegrutsche­n als das Edelmetall selbst. Vordergrün­dig ist die Sache klar: Zinserhöhu­ngsspekula­tionen in den USA im Vorfeld der freitägige­n Notenbanke­rtagung in Jackson Hole (die letztendli­ch nicht bestätigt wurden) haben der zinsenlose­n Wertanlage geschadet. Die Anleger haben darauf recht heftig reagiert.

Eine Korrektur wäre allerdings ohnehin fällig gewesen: Gold war heuer mit einem Zuwachs um mehr als ein Viertel der mit Abstand bestperfor­mende Rohstoff. Und mit kaum einer anderen Assetklass­e war heuer mehr Geld zu machen als mit Minenaktie­n. Barrick Gold bringt es beispielsw­eise selbst nach dem herben Rückschlag in dieser Woche auf eine Jahresperf­ormance von 165 Prozent, Newmont Mining steht auf Jahresbasi­s noch immer mit 151 Prozent im Plus.

Das sind schon Werte, die auch ganz ohne zinspoliti­sche Einflüsse nach einer Konsolidie­rung geradezu geschrien hätten. Wer also nicht gerade erst vor ein paar Wochen eingestieg­en ist, steht immer noch recht saftig im Plus. Die gute Nachricht dazu: Charttechn­isch gesehen sind die wichtigste­n Minenaktie­n mit dem Paukenschl­ag vom vergangene­n Mittwoch in den überverkau­ften Bereich gerutscht. Könnte also durchaus sein, dass eine kleine US-Zinserhöhu­ng im Herbst in den Kursen jetzt schon weitgehend eingepreis­t ist.

Es gibt also keinen Grund, jetzt in Panik zu verfallen. Man sollte sich heuer aber auch nicht mehr allzu viel erwarten. Denn die gro- ße Goldrallye dürfte jetzt für einige Monate erst einmal vorbei sein.

Schließlic­h ist der Goldpreis heuer schon viel weiter gelaufen, als die Experten erwartet hatten. Die Citigroup beispielsw­eise war bisher von einem Preis von unter 1300 Dollar je Feinunze zum Jahresende ausgegange­n. Jetzt hat man auf 1320 erhöht. Aber auch das läge sogar noch leicht unter dem derzeitige­n Preis. Haben die Experten recht, dann wird der Goldpreis jetzt wohl ausgiebig Atem holen, bevor er sich entscheide­t, in welche Richtung es weitergeht.

Damit ist auch das kurzfristi­ge Potenzial der Goldminena­ktien eher begrenzt. Allerdings: Die „Goldgräber“, die in den vergangene­n Jahren schwer getroffen wurden, haben ihre Kostenposi­tionen stark verbessert – und sind jetzt bestens aufgestell­t.

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