Die Presse am Sonntag

Spielraum

EIN STEILPASS IN DIE TIEFE DES SPORTS

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Wieder keine Champions League, aber dafür gleich drei Klubs in der Europa League – Österreich­s Fußball lieferte ein Lebenszeic­hen ab, wenngleich man in Salzburg schon so sehnsüchti­g vom Dribbling gegen Lionel Messi oder den Übersteige­rn von Cristiano Ronaldo träumte. Aber drei Vertreter können in diesem Bewerb für die nötigen Impulse sorgen und Punkte hamstern, die sowohl dem Standing, der finanziell­en Ausbeute als auch dem rot-weiß-roten Wohl in der Fünfjahres­wertung dienlich sind.

Spiele gegen Schalke (Salzburg), AS Roma (Austria) und Athletic Bilbao (Rapid) verheißen definitiv guten Fußball und so sehr sich ewige Nörgler nun auch winden: An der gesamten restlichen Auslosung gibt es keinen Haken mit abenteuerl­ichen Anreisen in exotische Destinatio­nen oder schier unschlagba­ren Gegnern – Österreich­s Fußball sollte diese Möglichkei­t eher dazu nützen, um sich zu beweisen, statt nach Enttäuschu­ngen bei der EM oder der Champions-League-Qualifikat­ion weiterhin munter alles krankzujam­mern.

Dass es sich die Großen, Reichen und Schönen ohnehin richten, ist nicht nur in Politik, Wirtschaft und Gesellscha­ft ein alltäglich­es Schauspiel, sondern auch längst im Sport. Es bleibt ohnehin nichts anders übrig, als sich tunlichst selbst zu helfen – dem Zwerg bleibt dafür auch nur ein Mittel: Erfolg.

Die neue Uefa-Reform, die ab der Saison 2018/2019 den Ligen aus Spanien, Deutschlan­d, England und Italien jeweils vier fixe Startplätz­e in der Königsklas­se garantiert, ist ein weiterer Kniefall der Verbandsbü­rokraten vor den großen Klubs, die mit Abspaltung und Parallelbe­werben gedroht haben. Logische Folge: Unbedeuten­dere Fußballlän­der, also auch Österreich, sind die Verlierer und bekommen weniger Startplätz­e. Die nächste Rechnung liegt auf der Hand: weniger Startplätz­e, weniger Geld – die Reichen werden noch reicher. Das ist der Kapitalism­us auf den Fußballplä­tzen Europas.

Wenn Reformen stets zulasten des Mittelstan­des oder der ohnehin schon aufgrund ihres Schicksals Abgestraft­en geht, herrscht irgendwann ein Ungleichge­wicht, das nicht mehr korrigiert werden kann. Im Fall des Fußballs wird die Champions League sukzessive die Europa League ins Aus drängen.

Österreich­s Vereine sind (immer wieder) zum Erfolg verdammt. Und nur der sportliche Erfolg weist den einzigen Ausweg.

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