AUF EINEN BLICK
Asylberechtige
haben auf dem privaten Wohnungsmarkt de facto keine Chancen, eine Wohnung zu finden. Eigene Wohnprogramme für anerkannte Flüchtlinge gibt es in Wien nicht.
NGOs
wie die Caritas, die Diakonie oder die Wohnungsdrehscheibe suchen Wohnungsbesitzer, die an Flüchtlinge vermieten wollen. Flüchtlinge gibt es aber nicht. Gerade in Wien, wo zwei Drittel aller Flüchtlinge hinziehen, sobald ihr Antrag positiv beschieden ist, wird SPÖ-Wohnbaustadtrat Michael Ludwig nicht müde zu betonen, dass er keine Sonderbehandlung für Flüchtlinge will. Wiener, die schon länger hier leben, werden im geförderten Wohnbau und Gemeindebau bevorzugt. In den vergangenen Jahren waren rund 100 Personen von rund 10.000 neuen Wohnungen Asylberechtigte, heißt es aus dem Büro von Ludwig. Jene, die mit der aktuellen Flüchtlingswelle ins Land kamen, seien meist noch nicht anspruchsberechtigt. Hilflose NGOs. Auch NGOs können nur einen Bruchteil der Flüchtlinge mit Wohnungen versorgen. Ihre Wartelisten sind lang. Die Idee, dass NGOs Wohnungen für Flüchtlinge anmieten, damit Privatpersonen eher bereit sind, ihre Wohnungen herzugeben, findet in der Praxis de facto nicht statt. Und wenn, dann nur für Flüchtlinge, die von NGOs betreut werden. So entstehen vor den Augen aller Parallelwelten. Flüchtlinge müssen sich auf andere Flüchtlin- ge verlassen, um Wohnungen zu finden. Syrer, Iraker und Afghanen rücken zusammen, kleine Wohnungen werden zu dritt, zu viert, zu siebt bewohnt – meist zu viel zu hohen Preisen. Gleichzeitig drängen immer mehr Menschen auf den Wohnungsmarkt, da ihr Asylantrag positiv entschieden wurde.
So entstehen vor den Augen aller Parallelwelten, finanziert durch die Mindestsicherung.
Nutznießer sind oft die eigenen Landsleute, viele davon Iraker, die schon länger hier sind und das große Geschäft wittern. Sie fungieren als Makler, verlangen oft hohe Provisionen, wie Flüchtlinge berichten, kaufen oder vermieten gleich selbst Häuser oder bauen darin möglichst viele kleine Wohnungen, um den Gewinn zu steigern. So entsteht ein abgeschotteter Wohnungsmarkt – finanziert durch die Mindestsicherung. Das Geschäft mit der Not. In Ahmads Haus leben mehr als 25 Familien auf drei Stockwerke verteilt. Alle kommen aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan. Da gibt es Mohammed (Name geändert), der die Einzimmerwohnung mit einem Freund teilt und sich jedes Mal entscheiden muss, ob er den Herd oder die Waschmaschine einschaltet, weil sonst die Sicherung fliegt. Ibrahim, der Ingenieur, und noch weitere Familien mit bis zu acht Kindern. Sie zahlen hier zwischen 480 Euro für 18 m2 und bis zu 750 Euro für 43 m2, inklusive Strom und Wasser. Die meisten im Haus suchen schon eine andere Bleibe. Erfolglos.
„Solche Situationen betreffen leider viele Migranten und Menschen, die schon in Notsituationen sind“, sagt Elke Hanel-Torsch von der Mietervereinigung Wien. „Auch als Flüchtling kann ich den Mietzins überprüfen lassen und mindern, wenn ich nicht das bekomme, was vereinbart ist. Aber die wenigsten tun es“, sagt sie. Denn