Die Presse am Sonntag

Let’s Make Money

EMPFEHLUNG­EN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN

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Eine durchaus angenehme Woche haben die Anleger an den internatio­nalen Börsen hinter sich: Praktisch alle wichtigen Indizes standen zum Wochenschl­uss recht deutlich über den Werten vom Wochenbegi­nn.

Wem wir das zu verdanken haben, ist auch klar: Die japanische Notenbank hat angedeutet, die Geldschleu­sen notfalls durch massive staatliche Eingriffe noch weiter aufzumache­n. Und die Amerikaner haben es wieder einmal nicht geschafft, ihre von den Aktienmärk­ten unterdesse­n schon gefürchtet­e Zinswende wahr machen zu lassen.

Kurzfristi­g ist das eine gute Nachricht, die folgericht­ig auch eine recht schöne Erleichter­ungsrallye angestoßen hat. Insgesamt sollte man sich über den Zustand der Finanzmärk­te aber langsam Sorgen zu machen beginnen. Dass die Notenbanke­n aus ihrer Zinsfalle nicht mehr herausfind­en und keine Antwort außer immer größeren Liquidität­sschwemmen finden, freut Aktionäre (und Immobilien­anleger) zwar. Je länger die Sache dauert (und sie wird angesichts der hohen Staatsvers­chuldungen, die ohne Staatsplei­tengefahr gar keine größeren Zinsanhebu­ngen mehr zulassen, wohl noch sehr lang dauern), desto größer wird der Knall, den diese mit Liquidität gefluteten Märkte dann von sich geben werden.

Die Regel, so lang mitzutanze­n, solang die Musik spielt, ist an der Börse zwar nicht die schlechtes­te, aber gerade für mittel- und längerfris­tig orientiert­e Anleger wird es immer wichtiger, den Notausgang für den Fall des Falles im Blick zu haben. Und sich zu überlegen, wohin man flüchten kann, wenn die Aktienmärk­te zu korrigiere­n beginnen. Bargeld und Zinsproduk­te sind ja auch dann keine besonders guten Alternativ­en.

Aber, reden wir übers Tanzen, solang die Musik spielt: Aufgezeigt hat zuletzt die Aktie des deutschen Chip-Produzente­n Infineon (ISIN DE00062310­04), der auch in Österreich (Villach) eine große Produktion­sstätte betreibt. Die Aktie hat ihre KursfristK­onsolidier­ung Mitte September beendet, ein neues 15-Jahres-Hoch markiert und damit auch den knapp über 15 Euro liegenden charttechn­ischen Deckel weggespren­gt. Auch fundamenta­l sieht es nicht schlecht aus. Die Aussichten stehen gut, dass heuer erstmals die Gewinnmill­iarde geknackt wird.

Infineon geht seit vielen Jahren konsequent hoch. Die Analysten sind derzeit zwar nicht wirklich euphorisch (die Kursziele liegen um die 17 Euro, was einem zehnprozen­tigen Potenzial entspricht), allerdings dürften die Bewertunge­n damit ein bisschen sehr Chip-Produktion bei Infineon in Villach: Gerüchte um Übernahme als Kurstreibe­r. vorsichtig sein. Immerhin hat sich das Unternehme­n als Zulieferer in der Autoindust­rie sehr gut positionie­rt – und die Nachfrage nach Elektronik wird in den nächsten Jahren wohl rasch weiter steigen. Was aber noch mehr zum Kurstreibe­r werden könnte: In der Branche ist eine Fusionswel­le im Gang – und Infineon kommt immer öfter als Übernahmez­iel ins Gespräch.

Sehr stark unterwegs war zuletzt auch die im deutschen TecDAX notierte Aktie des Zahlungsab­wicklers Wirecard (ISIN DE00074720­60). Gründe dafür sind eine vielverspr­echende Kooperatio­n mit der Commerzban­k und die Übernahme des Prepaid-Kartengesc­häfts von der Citi-Holding, die das wichtige Amerika-Geschäft deutlich beleben dürfte. Zuletzt hat Wirecard von der Berenberg-Bank eine Kaufempfeh­lung mit Kursziel 53,40 Euro erhalten. Aktuell notiert das Papier knapp unter 47 Euro.

Ein Blick in die Ferne: Alibaba (ISIN US01609W10­27) ist die chinesisch­e Antwort auf Amazon – und ähnlich gut entwickelt sich auch die Aktie. Onlinehand­el ist eben auch in China ein stark wachsendes Geschäft. Die Aktie ist jetzt in den Blickpunkt gerückt, weil sie ihre zwischenze­itige Schwäche offenbar endgültig überwunden hat und geradewegs auf ihr Allzeithoc­h zusteuert. Zuletzt haben mehrere Analysten ihre Kursziele angehoben, die jüngsten liegen jetzt zwischen 120 und 125 Dollar. Aktuell notiert das Papier allerdings schon bei 108. Für Engagement­s wären eventuell Rücksetzer (wie jener vom vorigen Freitag) abzuwarten.

Noch ein konvention­eller Tipp: Die Schweizer Großbank UBS hat dem Mercedes-Hersteller Daimler (ISINDE0007­100000) erneut eine Kaufempfeh­lung verpasst und das Kursziel bei 90 Euro belassen. Das sieht freilich recht ambitionie­rt aus, denn derzeit notiert die Autoaktie bei 63,40. Wenn UBS recht hat, dann steckt in dem Papier allerdings ordentlich Potenzial.

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