Spitzensport ohne Doping?
Gibt es noch Die Berichte der Weltantidopingagentur zeigen erschreckende Systeme. Rücken damit aber nicht auch Athleten, die Russen besiegten, in ein schiefes Licht? Die Branche braucht neue Regeln.
Es trifft nicht nur die Russen. Die Beweislast ist leicht umzukehren und sorgt, freilich unter Berücksichtigung aller gebotenen Formen der Unschuldsvermutung, der Miteinberechnung von Talent, Höchstform und Gunst des Augenblicks, für einen ganz anderen, höchst legitimen Denkansatz. Wenn es stimmt, dass ungefähr 1000 Russen jahrelang Teil einer staatlich-gefördert-gedeckten-funktionierenden Betrugsmaschinerie waren, ist das eine ungeheuerliche Entdeckung und Sauerei. Nur, was ist dann mit all jenen, die in diesen Jahren noch besser oder schneller waren, weiter und höher sprangen, noch mehr Erfolg hatten? Wem bzw. wessen Leistung darf man dann wirklich noch Glauben schenken?
Wer den online abrufbaren McLarenReport liest, wähnt sich auf den ersten Blick in einer Diplomarbeit, landet aber schnell in einem 95 Seiten starken Kriminalroman. Mit Geheimdiensten, korrupten Laborchefs und Funktionären, dem miesen Spiel mit ihren Probanten. So viel Fantasie ist dem Autor nicht zuzutrauen, dafür steht zuviel auf dem Spiel. Was aber geschieht mit diesen Erkenntnissen, was sind die Folgen im Sport?
Alle Russen rundum zu sperren, ist eine höchst populäre, aber völlig sinnlose Maßnahme. Zudem löscht eine Kollektivstrafe den letzten Willen tatsächlich sauberer Sportler. Die Last auf untere Instanzen abzuschieben, so hat es das Internationale Olympische Komitee vor Rio getan, ist zu billig.
Es ist höchste Zeit, dass sich die Sportwelt einigt auf ein Regelwerk, ohne Schlupflöcher für Täter, Geldgeber, Politiker und Funktionäre. Mit einer klaren Richtlinie für Dopingjäger, für einen Sport, in dem es die bislang tolerierten Asthma- und Rheumamedikamente, Herztabletten und Blutlevel etc. halt nicht mehr gibt. Wer all das wirklich braucht, ist im Spitzensport ohnehin fehl am Platz. Und, es bedarf einer weltweit, selbst vor ordentlichen Gerichten unanfechtbaren lebenslangen Sperre bei Erstvergehen samt millionenschwerer Regresspflicht. Ohne Brechstange ist dieser Wettbewerb einfach nicht mehr zu gewinnen.