Klein, aber ziemlich fein
Trump und Griechenland strapazieren die Nerven der Anleger. Diese entscheiden sich im Zweifel für die Hoffnung. Und wären gut beraten, sich für 2017 auch kleinere Firmen anzusehen.
Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Und so ist auch zu erklären, dass den Märkten schon das Ausbleiben einer negativen Nachricht vom neuen US-Präsidenten Donald Trump genügt, um sofort wieder freudig mit Käufen zu reagieren und zu glauben, dass am Ende ja doch alles gut wird. Geschweige denn, wenn Trump ein eindeutig wirtschaftsfreundliches Statement wiederholt. So geschehen am Donnerstag, als er für die nächsten zwei bis drei Wochen Steuerpläne ankündigte und sie selbst als „phänomenal“bezeichnete. Das war – neben seinem ersten versöhnlichen Gespräch mit Chinas Staatschef Xi Jinping und dem US-Gerichtsentscheid gegen Trump’s Einreiseverbot für Menschen aus muslimischen Ländern – zumindest mit ein Grund, dass der Goldpreis (siehe Artikel unten) korrigierte. Und dass die Leitindizes in Europa und den USA weiter stiegen.
Gerade in den USA selbst stand die Aufwärtsbewegung ohnehin nicht merkbar in Frage. Der Dow Jones, der zu Monatsbeginn zum ersten Mal die signifikante Grenze von 20.000 Punkten durchbrochen hatte, verteidigte die Zugewinne hartnäckig und sprang nach dem Trump-Statement schließlich am Freitag auf 20.206 Punkte.
Ganz so hochstrebend ist man in Europa nicht. Auf dem alten Kontinent ist inzwischen auch das Griechenlandproblem wieder zurück. Auch wenn sich am Wochenende eine Annäherung abzeichnete, besteht Unklarheit, wie sich Athen mit den internationalen Gläubigern einigen wird. Die Anleger wurden wieder nervöser. Die Zinsen für griechische Anleihen stiegen deutlich.
Damit nicht genug, strahlt die Situation auf andere südeuropäische Länder aus. Portugal musste zur Wochenmitte für die Schuldenaufnahme deutlich höhere Zinsen hinnehmen als zuvor. Auch bergen die politische Lage in Italien und der dortige Bankensektor Risken.
Da wäre man froh, wenn wenigstens Klarheit in den politischen Kurs der USA käme. Wiederholt nämlich hat sich gezeigt, dass Trump mit diversen Aussagen die Märkte auch richtig erschüttern kann. Analysten beginnen sich ohnehin zunehmend darauf einzustellen, dass die monatelange Party beizeiten auch ein Ende haben wird. „Ich sehe viele dunkle Wolken“, sagte dieser Tage etwa Larry Fink, Chef des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock: Die USKonjunktur befinde sich bereits in einer Abschwächung.
Selbst wenn ein Absturz ausbleibt oder nicht so tief ausfällt wie von manchen befürchtet: Volatiler wird der Markt in jedem Fall werden, zumal der Austritt der Briten aus der EU und Wahlen etwa in Frankreich ins Haus stehen.
Aber auch in einem volatilen Markt können sich Firmen überdurchschnittlich entwickeln, sofern sie starke Geschäftsmodelle aufwiesen, einen Mehrwert hätten und nachhaltiges Wachstum zeigten, betonte die Berenberg Bank dieser Tage: Solche Unternehmen befänden sich vor allem im kleinen bis mittleren Marktsegment.
Konkret nennt die Bank 15 kleine und mittelgroße europäische Werte, die 2017 zu den aussichtsreichsten gehören. Unter ihnen der deutsche Lackieranlagenbauer Dürr (ISIN: DE0005565204), der sich durch hohe LET’S MAKE MONEY erscheint wieder am 19.Februar Marktanteile in seinen Spezialgebieten auszeichne. Das Papier, das derzeit bei 80 Euro notiert, sei ein Kauf mit Kursziel 91 Euro. Die Investmentbank Oddo Seydler greift höher und sagt 94 Euro.
Den hier mehrmals empfohlenen Zahlungsdienstleister Wirecard (ISIN: DE0007472060), der bei gut 45 Euro notiert, sieht Berenberg mit 58 Euro fair bewertet, während Goldman Sachs das Papier gar auf der „Conviction Buy List“mit Kursziel 64 stehen hat.
Berenberg blickt auch nach Großbritannien und macht dort den Klebeund Verpackungsmaterialhersteller Scapa Group (ISIN: GB0007281198) als attraktives Investment aus. Obwohl die Aktie seit Jahren steil nach oben zieht und derzeit bei 355 Pence notiert, sieht Berenberg ein Potenzial bis 470 Pence.
Nicht auf der genannten Liste, aber trotzdem stark im Gespräch, war vorige Woche der steirische Chiphersteller ams (ISIN: AT0000A18XM4). Der AppleZulieferer musste zwar einen Gewinnrückgang vermelden, besticht aber mit den großen Aussichten auf gute Geschäfte des per Anfang Februar um rund 850 Millionen Dollar übernommenen Optik-Sensor-Herstellers Heptagon. Die Aktie schoss am Dienstag um 25 Prozent in die Höhe. Auf die Watchlist gehört das Papier allemal.