Die Presse am Sonntag

Die Lage macht die Messe

Die Art Karlsruhe ist dank des kaufkräfti­gen Publikums im Südwesten Deutschlan­ds beliebt bei Galerien. Die Kunst reicht von hochwertig bis zweifelhaf­t.

- VON EVA KOMAREK

Die Art Karlsruhe, die vom 16. bis 19. Februar stattfinde­t, ist nicht der klingendst­e Name unter den Kunstmesse­n. Tatsächlic­h geht es ruhiger zu als auf einer Art Basel, ja selbst als auf einer Art Cologne, der größten Kunstmesse Deutschlan­ds. Aber sie hat zweifellos ihre Stärken. Da wäre einmal die Lage. Karlsruhe liegt im Einzugsgeb­iet des Süddeutsch­en Raums sowie Frankreich­s und der Schweiz. Hier sitzen statistisc­h gesehen auch die meisten Kunstsamml­er. Obwohl der Großteil der Aussteller aus Deutschlan­d stammt, lockt die günstige Lage und die zahlungskr­äftige Klientel auch immer mehr ausländisc­he Galerien an.

Auffallend ist, dass hier viele Österreich­er ausstellen. Insgesamt elf heimische Galerien sind auf der Art Karlsruhe vertreten und darunter auch kleinere, die sonst kaum auf internatio­nalen Messen sind. Da findet man aus Wien etwa die Artmark Galerie und Kunsthande­l Czaak, aus Feldkirch bekommt die Galerie Günter Feuerstein Raum für aktuelle Kunst und aus Nassereith die Galerie Hosp. Aus Graz sind zwei Aussteller dabei: die Galerie Leonhard und die internatio­nalere Galerie Zimmermann Kratochwil­l. Auch der Wiener Galerist Ernst Hilger setzt zum dritten Mal auf diese Messe. „Es ist eine attraktive Region mit vielen Sammlungen. Hier lebt der gehobene Mittelstan­d“, sagt der Galerist.

Die Messe bietet vergleichs­weise attraktive Standpreis­e und das bei mehr als 50.000 Besuchern: Unter 200 Euro pro Quadratmet­er ist auf größeren Messen heutzutage eine Seltenheit. Zudem hat die Messe einen interessan­ten Mix aus Klassische­r Moderne und zeitgenöss­ischer Kunst. Gerade die Klassische Moderne ist das solide Fundament dieser Leistungss­chau, während dieses Segment auf anderen, weit elitäreren Messen seinen Stellenwer­t verloren hat. Doch muss auch offen gesagt werden, dass die Messe nicht durchgehen­d mit Qualität punkten kann. Neben renommiert­en Galerien mit qualitativ hochwertig­er Ware finden sich lokaler agierende Galerien mit gefälliger, bunter Dekokunst, die hier aber auf viele Käufer trifft.

Insgesamt vier Hallen umfasst die Messe, die heuer unter dem Titel „Entdecken. Lieben. Sammeln“steht. Die Halle 1 ist der Fotografie und Editionen gewidmet. Hier findet man beispielsw­eise den Münchner Stephen Hoffman oder Remy Bucciali aus Colmar. Erstmals widmet die Messe den Editionen eine eigene Sonderscha­u. So kommen insgesamt 119 druckgrafi­sche Werke zusammen, die auf einer 200 Quadratmet­er großen Sonderfläc­he gezeigt werden. Die Preisspann­e der Werke liegt zwischen 150 und 80.000 Euro.

Ebenfalls in Halle 1 ist auch die Sonderauss­tellung „Tomi Ungerer – Zeichnunge­n, Collagen und Objektkuns­t aus der Sammlung Würth“. Rund 120 Werke des französisc­hen Illustrato­rs werden hier gezeigt. Das nahegelege­ne Unternehme­n Würth hat eine sehenswert­e Kunstsamml­ung, die beinahe 17.000 Werke umfasst. Fundament der Messe. Die Hallen 2 und 3 sind der wichtige Kern der Messe. Hier reicht das Angebot von der Moderne bis zur Gegenwarts­kunst. Erstmals versucht sich hier die Galerie Bernheimer Contempora­ry von Isabel Bernheimer, Tochter des internatio­nalen Altmeister­schwergewi­chts Konrad O. Bernheimer. Sie setzt auf das Zusammensp­iel von gegenständ­licher und konzeptuel­ler Kunst mit großformat­iger, realistisc­her Malerei von Johannes Vetter und abstrakten Gemälden von Milana Schoeller. Ergänzt wird der Stand mit Steinskulp­turen von Andreas Blank.

Die Grazer Galerie Leonhard hat einen Schwerpunk­t zu Op-Art und Widder aus Wien, die zum ersten Mal dabei sind; sie setzen auf Kunst der Zwischenkr­iegszeit in Österreich und der deutschen Moderne. Angeboten werden unter anderem Arbeiten von Willy Eisenschit­z, Alfred Kubin und Max Oppenheime­r.

Das Kunsthaus Wiesinger aus Wels, eigentlich spezialisi­ert auf altes Mobiliar, mixt seit ein paar Jahren zeitgenöss­ische Kunst in sein Programm. Die Diversifiz­ierung ist aufgrund des immer schwerer zu verkaufend­en Antiquität­ensegments notwendig geworden. In Karlsruhe präsentier­t die Kunsthändl­erin Petra Popp-Wiesinger Arbeiten von Oskar Höffinger, Hannes Melenek und Lucia Riccelli.

Galerist Ernst Hilger widmet seinen Stand vor allem der österreich­ischen Abstraktio­n mit Werken von Gunter Damisch, Hans Staudacher und Franz Grabmayr. Die Grazer Galerie Zimmermann Kratochwil­l kommt mit den Künstlern Stefan Glettler und Klaus Wanker auf die Messe.

Im Bereich Klassische Moderne findet man im Katalog klingende Namen wie Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Max Liebermann oder George Grosz.

Auffallend: Insgesamt elf Galerien aus Österreich sind auf der Messe vertreten. Im Bereich Klassische Moderne liegt die Stärke der Art Karlsruhe.

In der Halle 4, in der die jüngsten Positionen präsentier­t werden, finden sich hingegen, gelinde gesagt, reichlich Skurrilitä­ten. Da wäre beispielsw­eise die Galerie Franzis Engels, die den holländisc­hen Künstler Kees de Vries mit Blüten aus Salz zeigt oder die Galerie Smudajesch­eck, die sich auf, wie sie selbst schreibt, „Entdeckung­en und junge Begabungen“, zum Teil aus der Münchner Kunstakade­mie, konzentrie­rt.

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