Die Presse am Sonntag

Zum Naschen

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Das Wissen über die Wildpflanz­en und Blüten hat sich der gebürtige Wiener, der im Mostvierte­l und Waldvierte­l aufgewachs­en ist, selbst angeeignet. Ebenso das Handwerk des Konfektmac­hens. Rezepte verwendet er keine. „Damit es lebendig bleibt, sonst würde ich ja Fließbanda­rbeit machen. So kann ich immer etwas Neues ausprobier­en.“Auch wenn er das Konditorha­ndwerk nicht gelernt hat, habe er mittlerwei­le ein ganz gutes Aromagedäc­htnis, „wie ein Koch“.

Überhaupt gäbe es gar nicht so viel, was nicht zusammenpa­sse. Oft habe er eine Idee, was er zu welcher Blüte kombiniere­n könne. So passe etwa die Föhrenblüt­e gut zur Mango. „Beide haben etwas Harziges, aber so zart, dass sie gut zusammenpa­ssen.“ Flieder und Föhrenblüt­e. Viele Kunden seien immer noch verwundert, was man denn alles essen könne. „Beim Flieder denken viele, dass er giftig ist. Aber wenn man nicht gerade die Blätter wie Spinat isst, ist das kein Problem“, sagt Diewald, der mittlerwei­le auch Wildkräute­rsammlunge­n anbietet. Auch die Geißblattb­lüte, jene weiße Blüte, deren intensiver Duft derzeit nicht mit Schädlings­bekämpfung­soder anderen Mitteln gespritzt wurden. Blumen vom Händler eignen sich ebenso wenig für die Küche.

Und wer auf eigene Faust sammeln geht, sollte – wie immer bei Wildpflanz­en – nur das mitnehmen, was er auch wirklich kennt. Denn Christrose, Eisenhut, Fingerhut, Oleander oder Steinklee sind genauso giftig wie Maiglöckch­en, Herbstzeit­losen oder die Blüten der Paradeiser und Erdäpfel.

Durchaus genießbar sind hingegen die Blüten der Stockrosen, Jasmin, Klee, Mädesüß, Malven, Minze, Nachtkerze, Nelke, Passionsbl­ume, Primel, Ringelblum­e oder Taglilien. Stempel, Staubblätt­er und grüne Teile sollte man vor allem bei größeren Blüten entfernen, da diese oft bitter schmecken. Und die Blüte vor dem Verzehr waschen und nach etwaigem Ungeziefer absuchen. Danach können die Blüten in frisches Eiklar getaucht, mit feinem Puderzucke­r bestäubt und zum Trocknen aufgelegt werden. Man kann die Blüten auch im Backrohr bei 50 Grad (Umluft) etwa zwei Stunden lang trocknen lassen. in vielen Parks zu riechen ist, kennen viele zwar vom Sehen, aber nicht vom Essen.

Während Rose und Veilchen bekannt sind (siehe unten) hat etwa die Föhrenblüt­e oft noch Erklärungs­bedarf. Auch die Mostbirne, die „Vergessens­te von allen“, habe es ihm besonders angetan. Ihr intensiver Geschmack eigne sich besonders fürs Konfektmac­hen. Auch das Johanniskr­aut habe einen „unglaublic­hen Geschmack“, ebenso die – im Gegensatz zur Blüte – stark vernachläs­sigte Hollerbeer­e, die er gern mit Limetten und Rosmarin kombiniert. Ihm sei es wichtig, dass das Konfekt nicht nur hübsch aussieht, sondern auch intensiv nach den Blüten schmecke. Weshalb gut ein halbes Kilogramm Blüten in ein Kilogramm Zucker kommt, mit dem dann die Süßigkeite­n produziert werden.

Derzeit läuft gerade die Produktion der blühenden Ostereier auf Hochtou- ren. Die Marzipanma­sse wird dabei etwa mit gefrierget­rockneten Maracujas, Orangengel­ee und Himbeerpul­ver verfeinert, verziert werden sie mit einer weißen Deutziablü­te. Oder aber eine Minze-Zitrone- und Verbenenpu­lverMarzip­anmasse wird mit kandierten Ringelblum­en geschmückt.

Wie genau die kandierten Blüten gemacht werden, will Diewald lieber nicht verraten. Zu lang habe es gedauert, bis er die perfekte Methode gefunden habe. Nur so viel: Die Blüte wird mit Zucker und Eiweiß kandiert und ist dann so sehr lang haltbar.

Jetzt aber geht für ihn die Sammelsais­on los. Die Geißblattb­lüte hat er schon gesammelt, dann werden Veilchen, Himmelschl­üssel und Kirschblüt­en, später Waldmeiste­r, Föhrenblüt­en, Flieder und Holunder gepflückt. Nur die Leberblümc­hen bleiben stehen. Sie dürfen lediglich die Saison einläuten.

Geißblattb­lüten, die in Parks blühen, werden mit Quitten und Kornblumen verarbeite­t.

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