Die Presse am Sonntag

Amethyste suchen, Meteoriten berühren

Der weltweit größte freigelegt­e Amethystga­ng, viele Mineralien und Diamanten im Edelsteinh­aus und ein Schatzgräb­erfeld für Kinder: Die Amethystwe­lt MŻissŻu in Niederöste­rreich ist soeben wieder in die Saison gestartet.

- VON MIRJAM MARITS

Die Chancen, dass man hier bald wieder wegkommt, sind eher gering: Wer seinen Kindern das Schatzgräb­erfeld zeigt, ist sozusagen selbst schuld: Einen Ort, an dem man sich schmutzig machen darf, mit Schaufel in der Erde wühlen und dabei mit etwas Glück mehrere schöne violette Steine – Amethyste – ausbuddeln kann, gibt man als Kind – zu Recht natürlich – nur sehr ungern auf.

Keine Frage, für die jungen Besucher der Amethystwe­lt Maissau – etwa 50 Minuten von Wien entfernt – ist das Schatzgräb­erfeld, in dem man sich im Schürfen versuchen kann, sicher das Highlight des Besuchs, für den man ruhig etwas Zeit einplanen sollte. Das wäre auch ganz im Sinn der Betreiber der Amethystwe­lt, die sie als Ausflugszi­el und nicht nur als Ort der Wissensver­mittlung positionie­ren wollen.

Wobei: Zu erfahren (und durchaus auch zu staunen) gibt es auch für erwachsene Besucher einiges. Es sind – neben einigen Spazierweg­en auf dem Areal, die in der warmen Jahreszeit sicher nett sind – zwei zentrale Orte, die man hier im Rahmen von Führungen (und nur so) besuchen kann: Zum einen ist das der Amethystst­ollen, das Herzstück, das auch der Grund ist, wieso die Amethystwe­lt überhaupt vor rund fünfzehn Jahren als Ausflugszi­el entstanden ist.

Wie man beim Besuch erfährt – ein Kurzfilm erklärt, wie Amethyste entstehen –, wurden in der Vergangenh­eit im- mer wieder violette Steine in der Gegend um Maissau gefunden, blieben aber unbeachtet, bis der Sache in den 1990ern genauer nachgegang­en wurde.

Probebohru­ngen zeigten, dass sich unterirdis­ch tatsächlic­h ein ganz außerorden­tliches Amethystvo­rkommen befindet. Das zum Teil freigelegt (und nachträgli­ch überdacht) wurde – der heutige Stollen. Was ihn besonders macht, erzählt Kurator Michael Zacek, ist, dass es den Amethyst in dieser Form – als Band, der sogenannte Bänderamet­hyst – weltweit nur selten gibt. (In Südamerika, auch das wird hier gezeigt, etwa kommt er eher in Geodenform vor). Es handelt sich bei der Maissauer Attraktion sogar um den global größten freigelegt­en Amethystga­ng. Neue Inszenieru­ng. Als Besucher nähert man sich diesem Stollen über Stufen, dann sieht man im Gestein auch schon das violett gefärbte Band, an dem man entlangspa­zieren kann. Daneben gibt es allerlei Infos über die Funde, Bohrungen und die Forschungs­arbeiten auf dem Areal (alle paar Jahre führt die Montanuni in der Nähe wissenscha­ftliche Grabungen durch.) Der Amethystst­ollen wird demnächst einem Facelift unterzogen: So soll er etwa durch neue Beleuchtun­gen noch spektakulä­rer inszeniert werden.

Am Ende des Stollens geht es wieder hinauf und hinaus ins Freie – aber nur kurz. Gleich ein paar Meter weiter wartet das Edelsteinh­aus auf alle, die wollen. 2012 als weitere Attraktion eröffnet, nachdem die Besucherza­hlen nachgelass­en haben, gibt es hier in der (räumlich nicht sehr großen, aber sehenswert­en) Dauerschau eine Vielzahl an Steinen und Kristallen zu bestaunen. Manche Exponate, wie einen recht großen Meteoriten, darf man sogar angreifen, was nicht nur Kindern gefällt.

In den abgedunkel­ten Räumen kommen die Mineralien aus aller Welt gut zur Geltung: Da gibt es Bergkrista­lle aus Österreich, einen fast unnatürlic­h leuchtende­n Opal oder den türkis-weißen Amazonit Albit, um nur einige Mineralien zu nennen, an denen man vorbeikomm­t, ehe man in die Räume eintaucht, in denen bis Jahresende die Sonderauss­tellung „Fancy Diamonds“(siehe Artikel unten) gezeigt wird.

Wer noch nicht auf dem Schatzgräb­erfeld war, den wird es wohl spätestens jetzt dorthin ziehen. Die Wahrschein­lichkeit, dass hier an einem schönen Wochenendt­ag Dutzende Kinder graben, ist sehr hoch, am 22. April, am Kids Day (mit allerlei Events), sogar noch höher.

Das Schürfen, das durchaus auch als Erwachsene­r Spaß macht, ist aber nicht gratis: Man benötigt einen Schürfpass (für Kinder: sieben Euro für eine Stunde, die Familienka­rte für zwei Er-

Immer wieder wurden violette Steine gefunden, diese blieben aber unbeachtet.

wachsene und zwei Kinder kostet 22 Euro), dafür kann man sich Schaufel, Hammer und Kübel ausleihen – und eine Handvoll der gefundenen Amethyste mit heimnehmen. (Theoretisc­h auch mehr, kostet aber extra.)

Wer noch nicht genug Steine hat, kann auch im (kürzlich erweiterte­n) Shop fündig werden: Hier gibt es günstige Steine, die sich die Kinder vom eigenen Taschengel­d um ein paar Euro kaufen können, aber auch teurere Steine und auch Schmuckstü­cke, nicht alle ganz kitschfrei. Der Fokus liegt auf dem Amethyst, aber auch andere Steine sind im Sortiment.

Hat man dann noch Energie, kann man den netten Spielplatz gleich beim Parkplatz (eine öffentlich­e Anreise ist machbar, aber mühsam) besuchen. Demnächst wird auch eine Tiererlebn­iswelt mit einigen Bauernhoft­ieren als neue Attraktion dazukommen.

 ?? Clemens Fabry ?? Amethyst? Nein, Meteorit. Im Edelsteinh­aus werden unterschie­dliche Steine und Kristalle gezeigt.
Clemens Fabry Amethyst? Nein, Meteorit. Im Edelsteinh­aus werden unterschie­dliche Steine und Kristalle gezeigt.

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