»BAE WATCH«
Begleittext von Daliah Spiegel: „Inspiriert von den heldenhaften Taten von David Hasselhoff in ,Baywatch‘, wache ich über Shanghai. Ich werde nicht ruhen, bevor nicht jedes Ba(b)e den ihr rechtmäßig zustehenden Platz am Swimmingpool hat.“ Jeder, der seine Heimat verlässt, stellt fest, dass die einfachsten Dinge am anderen Ende der Welt ganz anders ablaufen. Unerwartetes wird vermisst, Profanes wird in der Erinnerung nostalgisch eingefärbt. Man pendelt ständig zwischen der Erregung, Neues zu entdecken, und dem Kampf gegen die menschliche Natur: alles Unbekannte zutiefst zu verabscheuen.
Auf die erste und mir am öftesten gestellte Frage – warum ich nach Shanghai gezogen bin – habe ich keine passende Antwort . . . Was ich dadurch aber gelernt habe, ist der effektivste Konversationskiller: nicht eine todlangweilige Geschichte, sondern eine nicht sinnstiftende, stochastische Antwort. Was ich jedoch noch nicht herausgefunden habe, ist, warum ich hier bin. In der Blase. In China sehen alle Menschen gleich aus. Plötzlich tun sie das zu Hause auch. Als ich vergangenes Jahr den ORF-„Kulturmontag“durch mein alternatives Shanghai geführt habe, abseits der kommerziellen Blingbling-Meilen, wurde mir aufs Neue bewusst, wie schwierig es ist, in dieser Stadt kreative und inspirierende Menschen, Konzepte und Orte zu finden. Shanghai ist definitiv in einer Phase der Transition. Die Zeiten der maßlos überbezahlten Expat-Jobpakete sind vorbei. Neben den klassischen Finanz-Heinis wird zu gefühlten 100 Prozent das Westler-Stadtbild von Englischlehrern dominiert, deren einzige Qualifikation ist, dass sie ihre eigene Muttersprache mehr oder minder beherrschen. Die kreative Szene ist sehr klein, viele Clubs, Märkte, Lokale werden gesperrt. Besonderes dem einzigen Vintage-Markt