Die Presse am Sonntag

Ime Goes By« sonst kommen?

Max Steiner und Erich Korngold haben sie erfunden.

- VON WILHELM SINKOVICZ

Ohr des Opernpubli­kums umschmeich­elte. Nur an die präzise Minutenund Sekundenan­gabe im Script musste sich der Komponist in Hollywood halten. Opernlibre­tti gewähren da mehr Spielraum.

Während Korngold ein „echter habsburgis­cher Wiener“aus Brünn war, kam Max Steiner in der Leopoldsta­dt zur Welt – als Spross einer Wiener Theaterdyn­astie. Der Großvater war jener Maximilian Steiner, der einst mit einer List Johann Strauß zum Operettenk­omponisten machte (siehe Seite 78 der heutigen Ausgabe). Der Vater war nicht nur Impresario, Besitzer mehrerer Theater wie des Ronacher und des Orpheum, sondern auch jener Mann, der als Initiator von „Venedig in Wien“im Prater das Riesenrad errichten ließ – gegen den Widerstand der städtische­n Behörden!

Sohn Max war ein Wunderkind wie Konkurrent Korngold, der als Sohn des „Presse“-Musikkriti­kers Julius Korngold Gustav Mahlers allerhöchs­te Förderung genoss.

Auf Mahler und Richard Strauss als „Paten“bzw. „Lehrer“berief sich auch Steiner, der in Windeseile ein auf acht Semester angelegtes Studium an der Akademie mit der Goldmedail­le abschloss. Die Vorbilder der europäisch­en, auf Wagner basierende­n Moderne hielt er sein Lebtag hoch. Sein erstes Lied, „Lass einmal noch dich küssen“, veröffentl­ichte er mit neun, die erste Oper mit 15. Auch sie trug einen einschlägi­gen Titel, „Kosestündc­hen“.

Passende Musik für Kosestündc­hen schrieb Steiner nach seiner Emigration – in London war er nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs als „Enemy Alien“geächtet – in den USA quasi am Laufband. Was an Hollywood-Schlagern gut und teuer war und blieb, stammt aus seiner Feder, voran „Vom Winde verweht“und „Casablanca“.

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