Die Presse am Sonntag

Kern gegen Kurz: Nun Streit um EU-Beitrag

Regierung. Der Bundeskanz­ler kann sich eine Erhöhung vorstellen, der Außenminis­ter plädiert für Einsparung­en und Reformen.

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Wien. In der Frage, wie die britischen Beitragsza­hlungen zum EU-Budget kompensier­t werden sollen, bahnt sich der nächste Konflikt in der Regierung an. Außenminis­ter Sebastian Kurz (ÖVP) hat bereits für Einsparung­en und Reformen plädiert. Der britische Beitrag solle nicht durch Erhöhung anderer Beiträge kompensier­t werden. Dem widersprac­h Bundeskanz­ler Christian Kern (SPÖ) am Samstag im Ö1-Mittagsjou­rnal: Er wollte nicht ausschließ­en, dass Österreich nach dem Brexit mehr beitragen werde müssen.

Die Rechnung des Bundeskanz­lers: Großbritan­nien leiste einen Nettobeitr­ag von 14 Milliarden Euro. Bei einem Verwaltung­sbudget der EU von acht Milliarden Euro werde man das nicht durch eine Verschlank­ung der Strukturen aufbringen können. Damit liegt er auf einer Linie mit EU-Budgetkomm­issar Günther Oettinger, der dafür plädiert, einen Teil einzuspare­n. Die restlichen 27 Mitgliedss­taaten müssten sich dann darauf einigen, wie der Rest aufgebrach­t wird.

Für die ÖVP ist das kein Thema: Generalsek­retär Werner Amon reagier- te mit einer Aussendung auf die Aussagen von Kern und pochte darauf, dass die gesamten 14 Milliarden Euro eingespart werden müssten. MŻhnung zum Abschie©. Während SPÖ und ÖVP nach einer Linie bei den Themen Flüchtling­e und EU suchen, gab der scheidende Oberösterr­eichische Landeshaup­tmann Josef Pühringer, der am Samstag die Parteiführ­ung an Thomas Stelzer übergab, seiner Partei eine deutliche Mahnung mit auf den Weg: Pühringer, der in Oberösterr­eich eine Koalition mit der FPÖ gebildet hat, forderte die Bundespart­ei auf, sie solle nicht versuchen, „die besseren Blauen zu sein“. Die Volksparte­i brauche ein klares Profil als starke Kraft der Mitte.

Wie dieses aussehen soll, sagte Nachfolger Thomas Stelzer: Er plädierte für eine Partnersch­aft mit den „Leistungsb­ereiten“. Oberösterr­eich müsse zu einem neuen Zentrum in Österreich werden, das die Besten anzieht: „Wer etwas unternehme­n will, soll hier den besten Platz haben, wer etwas leisten will, soll hier die besten Chancen haben.“

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