Statistisch bereits Meister
Die Titelverteidigung für Salzburg scheint vor dem Spitzenspiel in Altach gewiss: Die Tabellenführung zehn Runden vor Schluss führte in der Red-Bull-Ära stets zur Meisterschale.
Herbstmeister Sturm Graz, Winterkönig Altach, Abstiegssorgen bei Rapid. Die diesjährige Bundesligasaison hat einiges geboten und steuert nun trotzdem dem bekannten Ausgang entgegen. Nach fast dreiviertel der Spieltage thront Salzburg an der Tabellenspitze, eilt dem achten Meistertitel in der Red-Bull-Ära seit 2005 entgegen. Die aktuelle Mannschaft von O´scar Garc´ıa nimmt sieben Punkte Vorsprung mit in das heutige Spitzenspiel bei Verfolger Altach (16.30 Uhr, live in ORF eins, Sky). Und der Blick in die Vergangenheit zeigt: Standen die Bullen zehn Runden vor Schluss ganz oben, so taten sie dies in der Folge auch stets am Ende.
Im Sommer mit dem Aufstieg von Leipzig im Red-Bull-Kosmos endgültig in die Nebenrolle verdrängt, schien Salzburg sich im Mittelmaß zu verlieren. Dem (beinahe traditionellen) Ausscheiden in der Champions-LeagueQualifikation – im neunten Versuch diesmal gegen Dinamo Zagreb –, folgte konzernintern der Last-Minute-Abgang von Bernardo. Während der Schwesterklub im Herbst in der deutschen Bundesliga für Furore sorgte, legte der Triple-Double-Sieger hierzulande einen holprigen Start hin. Erfolgslauf mit Verspätung. Bis zu neun Punkte betrug Salzburgs Rückstand zwischenzeitlich auf die Spitze (Runde elf ). Doch die Wiener Großklubs wussten dies nicht auszunutzen, Sturm und Altach ereilte der Einbruch, und der Meister schlug zurück. Obgleich es gefühlt der Schwäche der Konkurrenz geschuldet ist, brachte eine bislang starke zweite Saisonhälfte die Salzburger auf Meisterkurs. So ließen sie der 0:1-Heimniederlage gegen Admira Ende November neun Siege und ein
Punkte Vorsprung
nach 26 Runden bedeuten den drittgrößten in der RedBull-Ära nach 2014 (25) und 2007 (14). Auch 56 Zähler zu diesem Zeitpunkt sind die drittbeste Ausbeute nach 2014 (64) und 2009 (58).
Niederlagen
zu Saisonende ist die klubeigene Rekordmarke und wurde im Vorjahr sowie 2010 geschafft.
Tore
und damit ebenso viel wie 2016 wurden in dieser Saison bislang geschossen, jedoch deutlich weniger Gegentreffer (18 statt 26) kassiert.
Einsatzminuten
hat Andreas Ulmer heuer schon zu Buche stehen und ist damit die rot-weiß-rote Nummer eins bei Salzburg hinter Torhüter Alexander Walke (3360). Remis (in der Südstadt) folgen, sie schoben sich zum Frühjahrsstart erstmals auf Platz eins. 56 Punkte und ein Torverhältnis von 55:18 nach 26 Runden bedeuten eine größere Ausbeute und mehr Polster als in den vergangenen beiden Meisterjahren, nur zweimal, 2014 und 2009, war man zu diesem Zeitpunkt noch besser. Weniger als vier Niederlagen standen überhaupt erst dreimal zu Buche, sollte es bis Saisonende dabei bleiben, würde der eigene Bestwert aus dem Vorjahr eingestellt werden. Hält der Erfolgslauf an, ist gar die Rekordmarke der Red-Bull-Ära aus 2014 mit 80 Zählern in Reichweite.
Obwohl die Rolle als Ausbildungsklub auf Unmut beim eigenen Trainer gestoßen ist und unter den Fans für breite Diskussionen sorgt, den personellen Aderlass (Naby Keita, Dayot Upamecano, zuletzt Jonatan Soriano) hat der Verein letztlich doch wieder überwunden, man setzt aber weiter vorrangig auf ausländische Facharbeiter. Nur 34 Prozent der Einsatzminuten gingen in der ersten Saisonhälfte auf das Konto heimischer Profis. Allerdings finden sich unter den Top sechs neben Routinier Andreas Ulmer mit Valentino Lazaro und Stefan Lainer zwei aktuelle Teamspieler sowie mit Konrad Laimer eine ÖFB-Zukunftsaktie. Zudem erhält auch Xaver Schlager immer öfter das Vertrauen von Garc´ıa.
Die Begeisterung ob der Aussicht auf den achten Meistertitel in zwölf Jahren hält sich in der Mozartstadt in Grenzen. Während Rapid (dank neuem Stadion), Sturm und Austria an Zuschauern zulegten, sank der Schnitt beim Meister um 21 Prozent und liegt derzeit bei 6633 – der Tiefststand seit dem Einstieg von Dietrich Mateschitz 2005. Zur Veranschaulichung: Zum Viertelfinalauftritt der U19-Auswahl in der Youth League – allerdings bei ver- günstigten Eintrittspreisen – kamen mehr Menschen nach Wals-Siezenheim als zum Ligaspiel gegen Mattersburg zuvor. Ausverkauft war die Arena letztmals im August 2014 im Play-offHeimspiel zur Champions League gegen Malmö. Lösen Transfers Europacup-Frage? Im Sommer nimmt Salzburg also voraussichtlich den zehnten Anlauf in die Königsklasse – sofern dies nicht mit Leipzigs internationalen Plänen kollidiert. Gemäß Uefa-Statuten dürfen zwei Klubs vom selben Geldgeber mit „maßgeblichem Einfluss“nicht im Europacup spielen, den Vorzug erhält gegebenenfalls der national besser platzierte. Freiwillig verzichten kann Salzburg auf die bislang so erfolglose Königsklasse nicht, das wäre ein Verstoß gegen die Lizenzbestimmungen.
Die Uefa will sich des Falles erst nach Saisonende annehmen. Laut „SportBild“dürften ausgerechnet die konzerninternen Transfers zur Lösung beitragen. Da Salzburg in den vergangenen drei Jahren mit Spielverkäufen über 100 Millionen Euro eingenommen hat, fällt der Anteil, den Mateschitz in den Klub fließen lässt, unter 30 Prozent des Gesamtbudgets. Dass ein Großteil der Summe zwischen beiden Klubs überwiesen wurde, soll für die Uefa nicht mehr ins Gewicht fallen.
Salzburg steht trotz holprigen Starts besser als in den letzten beiden Meisterjahren da. Der Zuschauerschnitt ist um 21 Prozent gesunken, steuert einem Tiefststand entgegen.