Spielraum
EIN STEILPASS IN DIE TIEFE DES SPORTS
sterreichs Sport ist eine Show: gelenkt von Funktionären, getragen von politischen Motiven, verkörpert durch wenige Sieger, viele Verlierer – gefördert durch freundschaftliche Symbiose. Dass der Aufschrei nach Reformen, Strukturen und gezielten Investitionen seit jeher nebenbei einher läuft, belebte dieses Spiel nur.
Am Montag wird Minister Hans Peter Doskozil seinen Vorschlag der „Österreich Sport GesmbH“präsentieren. Intern – in der Welt des rot-weiß-roten Sportapparates vertreten durch Bundessportorganisation, Verbände wie Askö, Asvö und Union – war er mit dem ersten Versuch gescheitert. Es gab allerdings auch am Freitag, nach der Sitzung im Sportfachrat, dem Doskozils Gesetzes- entwurf vorgelegt wurde, noch hitzige Debatten, wie denn künftig mit diversen Institutionen und gut versorgten Personen, die mit 1. 1. 2018 nicht weiter von Bedarf sein könnten, vor allem aber mit 80 Millionen Euro der jährlichen besonderen Sportförderung umgegangen werden soll.
Diese GesmbH ist zu 100 Prozent im Eigentum der Republik, der Eigentümervertreter ist der Minister, folglich er der Letztendscheidende. Manch Funktionär witterte den Totalverlust der Macht, das Aus der Sportautonomie. Theoretisch obliegt dann jeder Fördercent nur noch Doskozils Wohlwollen.
Der Verwaltungsablauf soll schneller und effizienter, der Ansatz des „One-StopShops“, einer einzigen Anlaufstelle für An- trag, Abrechnung und Förderung, Wirklichkeit werden. Ob alles aber gezielter, sinnvoller bzw. leistungsorientierter wird? Es gibt dann zwei Geschäftsführer: Michael Sulzbacher (BSFZ) trägt wirtschaftliche Agenden, sportliche Aufgaben soll – so sich der Aufsichtsrat, zusammengesetzt aus BSO (Rudolf Hundstorfer), ÖOC (Karl Stoss) und Vertretern aus dem Finanz- sowie dem Verteidigungsministerium, darauf verständigt – Wolfgang Gotschke (BSFF) betreuen.
Die Illusion verheißt, Versorgungsposten, Freunderlwirtschaft und Formularberge sind Geschichte. Ist das in Österreich aber überhaupt möglich? Parteipolitik wird ja schon bei der Postenbesetzung deutlich, von „unabhängigen Experten“war zuletzt gar keine Rede mehr. Im Gegenteil: Es wurde eher geschwiegen. Und, die neue Lösung soll weitaus teurer sein als der bisherige, politisch-verfilzte Verwaltungsapparat.
Anlaufstellen wie Team Rot-Weiß-Rot, Olympia-Projekte und der BSFF-Fonds, werden in die GesmbH eingegliedert. Die Sporthilfe, ein Verein, bleibt bestehen. Die Bundesbuchhaltungsagentur erhält andere Kunden. Ob all das Österreichs Sport besser macht, wird sich weisen. Es ist jedenfalls eine nicht nur versprochene, sondern auch umgesetzte Idee, Doskozil hat frische Bewegung in die Hierarchie dieses Stalles gebracht – damit die Show auch weitergeht.