Gedruckter Wutanfall
Der Amerikaner Jarett Kobek liefert einen kurzweiligen und schonungslosen Roman über die Schattenseiten der Comicwelt und des Internets. „Gehen Sie einen Tag offline und lesen Sie dieses Buch“, schrieb die „New York Times“über den Romanerstling des US-amerikanischen Autors Jarett Kobek. Dabei braucht es den Rat bei und nach der Lektüre von „Ich hasse dieses Internet“eigentlich nicht. Klare Worte findet Kobek für die vielen faulen Mechanismen des Internets, die, wie er schreibt, auf die Geschäftspraktiken der amerikanischen Comicbranche zurückgehen.
Das Buch erschien zwar schon im vergangenen Herbst auf Deutsch, soll hier aber dennoch noch einmal explizit empfohlen werden. Auch wegen Sätzen wie: „Das Internet war eine wunderbare Erfindung. Es war ein Computernetzwerk, das Menschen dazu nutzen, andere Menschen daran zu erinnern, dass sie ein mieses Stück Scheiße sind.“Aber worum geht es in dem Roman eigentlich? Im Kern um die in San Francisco lebende, wenig erfolgreiche Comiczeichnerin Adeline, ihre Freunde und um den Shitstorm, den ihr ein Internetvideo beschert. Rundherum geht es zudem um das Silicon Valley, die Praktiken und Systeme, denen Unternehmen in der Bay Area, von Apple bis Facebook und Google, folgen. Im Grunde ist das Buch ein Wutprotokoll gegen den Kapitalismus, Männerbünde, die es auch im ach so liberalen Startup-Business gibt und die aktuelle US-amerikanische Politik.
Es dauert ein wenig, bis man in den Erzählfluss hineinfindet, aber die direkte und selbstironische Sprache packt einen bald. Nicht immer hat der Autor mit allem Recht. Am wenigsten damit: „Dies hier ist ein schlechter Roman.“awa Jarett Kobek: „Ich hasse dieses Internet“, übersetzt von Eva Kemper, S. Fischer, 368 S., 20,60 Euro.