Die Presse am Sonntag

»Ich glaube an die Neugier«

Interview mit Jake Gyllenhaal. Was passiert, wenn der Mensch gar nicht die Krone der Schöpfung ist? Im Scifi-Horror-Thriller »Life« muss Jake Gyllenhaal die Erde vor einer besonders infamen Alienspezi­es retten.

- VON GINI BRENNER UND KURT ZECHNER

Im Kultfilm „Donnie Darko“hatte er es mit einem monströsen Hasen zu tun, als schwuler Cowboy ritt er über den „Brokeback Mountain“, in „The Day After Tomorrow“kämpfte er sich erfolgreic­h durch Roland Emmerichs Eiszeit-Endzeit. Und nun geht’s für Jake Gyllenhaal erstmals ins All: In „Life“spielt er einen Wissenscha­ftler, der es mit einem heimtückis­chen Marsbewohn­er zu tun bekommt. Wenn Sie in den Weltraum fliegen würden, was würde Ihnen dort abgehen? Jake Gyllenhaal: Meine Freunde, meine Familie und mein Hund. Die vermisse ich jetzt schon, und ich bin gerade erst von zu Hause weggefloge­n, um in Europa Interviews zu geben. (lacht) Dabei bin ich nicht jemand, der ständig Gesellscha­ft braucht. Ganz im Gegenteil, ich bin manchmal sehr gern allein – aber so ein Raumschiff, das wäre mir doch zu viel. Mich persönlich zieht es nicht wirklich ins Weltall. Haben Sie für den Film Menschen getroffen, die schon im Weltall waren? Ja, als Vorbereitu­ng für den Dreh haben wir mit vielen Astronaute­n und Kosmonaute­n gesprochen. Und mit einem Arzt, der viele Astronaute­n unter seinen Patienten hat – er hat uns auch während des Drehs beraten. Denn auch wenn der Film ein Horrormärc­hen ist – den Part, der real sein könnte, wollten wir so wahrheitsg­emäß wie möglich darstellen. Ich finde, das macht das Fiction-Element viel glaubhafte­r. Als Sie das Drehbuch zum ersten Mal gelesen haben – wie haben Sie sich die Kreatur vorgestell­t? Ich habe mir ehrlich gesagt gar nicht wirklich ausgemalt, wie das Wesen aussieht – aber ich habe viel drüber nachgedach­t, was es antreibt, wie es „funktionie­rt“. Ich glaube, dass seine Aggressivi­tät eine Reaktion ist auf die große Angst der Menschen vor ihm – je mehr man sich vor der Kreatur fürchtet, desto gewalttäti­ger wird sie. Regisseur Daniel´ Espinosa hatte übrigens anfangs auch keine klare Vorstellun­g vom Aussehen des Aliens. Aber was er hatte, war eine riesige Sammlung von Bildern erschrecke­nder Kreaturen aus aller Welt, von denen er sich inspiriere­n ließ. Ich glaube, es steckt auch viel von ihm selbst in dem Wesen drin. Das hat man vor allem beim Dreh gemerkt.

1980.

Jacob Benjamin Gyllenhaal wird am 19. Dezember in Los Angeles geboren. Vater Stephen ist Regisseur, Mutter Naomi Autorin.

1991.

Erste Rolle als Elfjährige­r in dem Film „City Slickers“.

Die Filme.

Erste Hauptrolle in „Donnie Darko“(2001), danach völlig unterschie­dliche Filme wie „The Day After Tomorrow“(2004), „Brokeback Mountain“(2005), „Prinz of Persia“(2010), „Nightcrawl­er“(2014) und „Life“(2017). Wenn wir tatsächlic­h fremdes Leben im All entdeckten – wäre es freundlich oder feindlich, was glauben Sie? Ich glaube, dass so etwas ganz anders erscheint, als man es sich vorgestell­t hat. Menschen teilen immer alles in Dualitäten ein – schwarz oder weiß, gut oder böse. Das fällt uns leichter, denn Graubereic­he sind schwierige­r zu beschreibe­n. Und daher glauben viele auch, dass Aliens nur entweder gut oder böse sein können. Aber nichts ist ausschließ­lich gut oder böse. Ich glaube, dass wir weiter nach Leben im All forschen sollten. Ich glaube an die Neugier, an den Forscherdr­ang. Neugier ist so wichtig. Man verliert sie manchmal aus Bequemlich­keit, aber das sollte nicht passieren. Das Leben wäre viel ausgefüllt­er, wenn man immer neugierig bliebe. Sie kommen aus einer sehr kinoaffine­n Familie. Ihre Mutter ist die Drehbuchau­torin Naomi Foner, Ihre Schwester, Maggie Gyllenhaal, ist ebenfalls eine bekannte Schauspiel­erin. Wussten Sie schon immer, dass die Schauspiel­erei auch Ihre Bestimmung sein würde? Irgendwie schon. Aber es war eine ständige Balance zwischen dem Wissen, wo man hinwill, und der Angst, dass man es nicht schafft. Ich muss dazusagen, dass meine Mutter eigentlich die Erste in unserem Clan war, die sich dem Künstlertu­m verschrieb­en hat. Mein Großvater war Arzt – Chirurg, genauer gesagt. Und meine Großmutter auch. Sie war eine der ersten weiblichen Kinderärzt­innen in Brooklyn. Ich komme aus einer Familie, in der Medizin immer wichtig war. Meine Mutter hat sich dann ein bisschen dagegen aufgelehnt – und ich bin wohl das Resultat davon. Kaum einer Ihrer Kollegen ist in derart vielen verschiede­nartigen Rollen zu sehen wie Sie. In den letzten Jahren haben Sie überhaupt einige recht riskante Entscheidu­ngen in Ihrer Karriere getroffen. Einen Film wie „Prince of Persia“etwa haben Sie jetzt schon lange nicht mehr gemacht. Das war aber auch eine durchaus mutige Entscheidu­ng. Vor allem im Nachhinein betrachtet (grinst). Denn dieser Film hat meiner Schauspiel­karriere nicht nur gutgetan.

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AFP Fi-Horror-Thriller ist derzeit in dem Sci- Schauspiel­er Jake Gyllenhaal Der wandlungsf­ähige sehen. „Life“in den Kinos zu

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