Die Presse am Sonntag

Ein Brief wird kommen

Oder: Warum Großbritan­nien mit der EU nicht per SMS Schluss gemacht hat.

- VON FLORIAN ASAMER

Formal war übrigens auffällig, dass nicht nur die Unterschri­ft, sondern auch die Anrede („Dear President Tusk“) und der Schluss (Yours sincerely, Theresa May“) handgeschr­ieben waren, was dem doch recht formellen Schreiben einen Touch von persönlich­er Note verliehen hat.

Prompt gab es auch eine Twitter-Diskussion über die Füllfeder, mit dem das Schreiben unterzeich­net worden war: ein englischer Parker-Füller mit Goldfeder, der aber – Achtung, Pointe – inzwischen aus Kostengrün­den in Frankreich produziert wird.

Und weil die, die viel schreibt, selbst auch viel Post bekommt, blieb auch der Postkasten in der Downing Street nicht lange leere: Die Schotten schicken am Freitag Grüße nach London, aber sie wollen nicht länger Teil des British Empire sein. Yours sincerely . . .

Auch in Österreich werden fleißig unfreundli­che Briefe geschriebe­n: der Bundeskanz­ler schreibt an den Kommission­spräsident­en, weil er gerne noch einmal über die Flüchtling­squote reden will. Die Wiener Vizebürger­meisterin schreibt an die UNESCO, weil sie noch einmal übers Weltkultur­erbe reden will. Der Verkehrsmi­nister schreibt an den Europäisch­en Gerichtsho­f, weil er gerne über die deutsche Autobahnma­ut reden will. Und die Grüne Parteispit­ze schreibt an ihre Jugendorga­nisation, weil sie mit der in Zukunft gar nicht mehr reden will.

Nicht-schriftlic­h streiten geht natürlich auch immer: Als „crazy fat Kid“hat US-Senator John McCain den nordkorean­ischen Diktator Kim bezeichnet. Liebe Grüße.

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