Diesmal spielt Ian Paice 40
Sie sind wieder auf – ihrer letzten? – Tournee, und in einer Woche erscheint ein neues Album: Deep Purple, eine große Hardrockband, die nie wieder hip wurde. Und doch okay ist.
Woran liegt es eigentlich, dass Deep Purple – im Gegensatz zu Led Zeppelin und Black Sabbath, den anderen beiden großen Hardrockbands der Siebzigerjahre – nie wieder richtig hip geworden sind? Das hat wohl mehrere Gründe. Darunter ist der Virtuositätskult, dem sich diese Band just in ihrer größten Zeit – von 1970 bis 1973, unter Kennern „Mk. II“genannt – exzessiv hingab. Instrumentale Schlachten zwischen Orgel und Gitarre, nicht enden wollende Schlagzeugsolos, das ging nach Punk nicht mehr. Auch der strategisch ins Kreischen geführte Heldentenor, wie ihn vor allem Ian Gillan perfektionierte, klingt irgendwie hoffnungslos altmodisch.
Andererseits: Wenn schon alles retro ist, wieso soll man dann nicht auch Deep Purple wiederentdecken? Versucht man’s, dann ist man zumindest gebannt von der schieren Energie, die diese Band aufbauen konnte, man höre etwa den Beginn von „Highway Star“auf „Made in Japan“. Man hört erstaunt frühe Exzesse wie „One More Rainy Day“. Oder man beginnt vom Swing zu schwärmen, den Schlagzeuger Ian Paice – übrigens der einzige Musiker, der in allen Besetzungen von Deep Purple dabei war – beherrschte.
Und beherrscht. Auf dem neuen Album „inFinite“, dem 20., wenn wir uns nicht verzählt haben, findet sich ein Stück namens „All I Got Is You“, in dem Paice die ersten 40 Sekunden lang wirklich Jazz spielt, konterkariert durch sehnsüchtige, an die Wiesen und Kühe von Cambridge – also an Pink Floyd – erinnernde Klänge. Ungewöhnlich ist auch „The Surprising“: Paice schlägt Triolen, Gitarrist Steve Morse zerlegt die Akkorde mit Andacht, Gillan singt kontrolliert über Kontrollverlust . . . Doch