Die Presse am Sonntag

Erwin der Stifter und der böse Wolf

Ein Aãschie©sinterview von Nie©erösterrei­chs Żus ©em Amt geschie©enen LŻn©eshŻuptmŻn­n Erwin Pröll in ©er »ZiB2« ©es ORF enthüllte gnŻ©enlos, wie ©ie Politik Menschen ver´n©ern kŻnn, ©ie nur noch von strŻffer Führung tr´umen.

- VON NORBERT MAYER

Skandal! Da stellt sich ein Politiker nach 25 Jahren segensreic­hem Wirken an der Spitze seines Landes zum Abschied dem ORF zur Verfügung, er möchte in diesem Fall wahrschein­lich nichts anderes tun, als allen Niederöste­rreicherin­nen und Niederöste­rreichern mit einem herzlichen „Pfiat Gott!“das Nachleben zu erleichter­n – und was bekommt er in der „ZiB2“von einem Herrn mit dem reißerisch­en Namen Wolf zu hören? Unbotmäßig­es, das sich niemand in ordentlich­en Landesstud­ios vorstellen will, in denen von Anfang an „klitzeklar“feststeht, welche Fragen zu den gestiftete­n Antworten passen dürfen.

Im Ernst, das Interview von Armin Wolf mit dem inzwischen zum Altlandesh­auptmann mutierten ÖVP-Politiker Erwin Pröll ist ein Lehrstück dafür, wie Journalist­en fragen können, Politiker aber nicht reagieren sollten. Kann zum Beispiel der Befragte tatsächlic­h mit „ausmerzen“antworten, wenn es um den fehlenden Konsens von SPÖ und ÖVP im Bund geht? Selbst einem robusten Bauernbünd­ler müsste klar sein, dass dieser biologisch­e Begriff seit mehr als 70 Jahren eher verpönt ist. Ausgemerzt, also ausgerotte­t, vernichtet, getilgt, werden Schädlinge. Nun, man könnte jetzt erwidern, „ausmerzen“sei böswillig aus dem Kontext gerissen worden. Hier der ganze Satz: „Ich finde Streiterei­en generell in der Bundesregi­erung nicht gut, allerdings das kann man nur dann ausmerzen, wenn eine straffe Führung in der Bundesregi­erung vorhanden ist.“ „LŻn©esfein©“. Was eine straffe Führung in Sankt Pölten vom Journalism­us hält, konnte man in der „ZiB2“anschließe­nd mehrfach deutlich hören. Die „Schreibstu­ben und Redaktions­stuben in Wien“sind Pröll suspekt. In verkürzter Form hat das der „Mediator“vor einigen Jahren, als Wörter wie Skylink oder Wohnbauför­derung noch unbelastet waren, im Kreis von an sich als seriös eingeschät­zten Journalist­en er- fahren. Der Landeshaup­tmann eröffnete ein zwangloses Gespräch mit dem Urteil: „Ich sage es gleich direkt: Ich mag euch nicht!“Immerhin noch besser, als unter Pröll ein SPÖ-Chef zu sein, den er als destruktiv einschätzt. Der Alt-LH konnte sich im Interview mit Wolf nicht darauf einigen, ab welchem Zeitpunkt so ein Zerstörer zum „Landesfein­d“erklärt werden muss.

Definitiv in Gefahr gerät, wer über eine Privatstif­tung des Landeschef­s reden will. Da tönen aus NÖ rasch Begriffe wie „Fake News“, „Sudelkampa­gne“oder „Rufmord“. Aus der zweiten Reihe der ÖVP-Führung. Der Stifter schweigt. Wenn es um diese Causa ging, redete Pröll mit Wolf lieber über die Transparen­z, die er sich für den ORF und manche Gehälter von deren Mitarbeite­rn wünschen würde. Dieses Ablenkungs­manöver ist ihm tatsächlic­h gelungen, denn als Pröll sagte, das sei „Privatgeld, das mir zugeordnet wurde aufgrund meines 60. Geburtstag­es“, wurde nicht nachgefrag­t: Was bedeutet „Privatgeld“? Was meint er denn mit „zugeordnet“? Und was hat das mit seinem 60. Geburtstag zu tun?

Herr LŻn©eshŻuptmŻn­n, ©Żrf ich Sie noch etwŻs frŻgen: WŻrum sin© Sie so gut?

Vielleicht weiß man mehr nach dem Musterproz­ess, den Florian Klenk, Chefredakt­eur der Wiener Wochenzeit­ung „Falter“, anstrengt. Er klagt die ÖVP-Niederöste­rreich wegen deren wiederholt­er Vorwürfe, Klenk habe in seinem Blatt „Fake News“verbreitet.

Bis dies geklärt ist, stellt man Landeshaup­tleuten am besten Fragen, die sie erfreuen und bestätigen. Einige jüngere Beispiele befreundet­er Medien:

Könnte Ihre geordnete Übergabe jetzt auch für Ihren Freund Michael Häupl und andere Landeshaup­tleute Vorbild und Inspiratio­n sein?

Aber gerade Ihr 70. Geburtstag war ein Termin, wo sehr viele Gratulante­n aus der Bevölkerun­g an Sie herangetre­ten sind, um Sie zum Weitermach­en zu überreden.

Was ist Ihnen in den knapp 25 Jahren als Landeshaup­tmann besonders gelungen?

 ?? ORF/Screenshot ?? Niederöste­rreichs Alt-LH Erwin Pröll im Gespräch mit ORF-Redakteur Armin Wolf (l.)
ORF/Screenshot Niederöste­rreichs Alt-LH Erwin Pröll im Gespräch mit ORF-Redakteur Armin Wolf (l.)

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