Die Presse am Sonntag

Jagdtruhe, Buddha und Miro

Zu Ostern öffnen 38 Kunsthändl­er in der Salzburger Residenz ihr Schatzkäst­chen mit Kunst und Antiquität­en. Die Festspiele sorgen für kaufkräfti­ges Klientel.

- VON EVA KOMAREK

Wenn die Kunstmesse Art & Antique zu ihrer alljährlic­hen Messe in die Salzburger Residenz lädt, dann weiß man, dass Ostern vor der Tür steht. So finden sich heuer von 7. bis 17. April 38 Aussteller aus Österreich und Deutschlan­d zur Leistungss­chau ein. Seit Anbeginn nützt die Messe den Termin zu den Osterfests­pielen, die internatio­nales Publikum anlocken. Trotz des Festspielp­ublikums ist die Art & Antique aber vor allem eine Messe, die die umliegende­n Regionen anspricht. Daher liegt der Schwerpunk­t auf österreich­ischer Kunst sowie ländlicher Kunst. Doch auch auf dieser Messe dominieren inzwischen die Gemälde. Dennoch, verglichen mit anderen Kunst- und Antiquität­enmessen gibt es hier noch ein breites Angebot an ländlichen Motiven, Bauernmöbe­l, traditione­lles Kunsthandw­erk. Hier findet man noch geschnitzt­e Hirschknöp­fe, eine Jagdtruhe aus St. Florian von 1780 (Kunsthande­l Runge) oder alte Anhänger aus Bergkrista­ll bemalt mit Fruchtbark­eitssymbol­en wie Hase und Hahn (Kunsthande­l Franz Wagner). Die richtige Mischung macht wohl den Erfolg aus. Richtiger Mix. Diese Strategie fahren auch Giese & Schweiger. Sie haben in Salzburg beispielsw­eise ein Gemälde von Alfons Walde mit dabei, heuer einen „Einsamen Berghof“. Der Kitzbühler Maler ist sehr beliebt und auf der Messe bei mehreren Ständen zu finden. Er ist quasi ein Fixstarter in Salzburg: keine Messe ohne Walde. Neben Walde bieten sie unter anderem ein Gemälde von Leo Putz „Am Wasser“(Porträt von Malerkolle­gin Frieda Blell) von 1909, das mit 135.000 Euro veranschla­gt ist. Ebenfalls immer ein beliebter Kandidat dieser Messe ist Carl Moll. Heuer ist der Jugendstil­maler mit einem „Sommertag“auf dem Stand von Antiquität­en Kunsthande­l Freller zu finden. Eine winterlich­ere Stimmung bietet hingegen Kovacek Spiegelgas­se mit einem „Flussufer im Rauhfrost“von Sebastian Isepp. Das Bild ist mit 280.000 Euro angeschrie­ben. Eine Landschaft mit See, konkret ist es „Unterach am Attersee“, hat Otto Rudolf Schatz in Öl auf Karton festge- halten, zu finden bei Kunsthande­l Seitz und Wilhelm Nicolaus Prachensky, der Vater des wohl bekanntere­n Markus Prachensky, hat 1947 einen „Blick über Kitzbühel“eingefange­n. Angeboten wird es von Kohlhammer & Mahringer. Werke von Markus Prachensky sind gleich mehrmals auf der Messe zu finden, so etwa „Farnesina Dixie“von 2006 um 58.000 Euro bei Lilly’s Art. Ebenfalls mehrfach zu sehen sind Arbeiten von Max Weiler. Die Galerie Maier bietet etwa „Den Kindern zur Freude“von 1956 um 42.000 Euro an.

Romantisch­er geht es auf dem Stand der Galerie Dr. Riedl zu. Da findet man ein Ständchen eines verliebten Burschen, in Szene gesetzt von Carl Spitzweg. Der Deutsche Maler hat seine biedermeie­rliche Idylle immer gern mit einer Prise Schalk und Gesellscha­ftskritik gewürzt. Kunstsalon zu Ostern. Eine Premiere feiert heuer der Kunstsalon Art Salzburg. Kunst auf Festspieln­iveau, das war der Anspruch mit dem 2015 eine Gruppe von Kunsthändl­ern rund um den Salzburger Galeristen Thomas Salis zu den Sommerfest­spielen ein kleines, kuratierte­s Messeforma­t realisiert­e, das in der Sala Terrena, des sonst geschlosse­nen Prunksaals der Salzburger Universitä­t, logierte. Heuer hat sich der Kunstsalon, der sich aus den Händlern Beck & Eggeling, Johannes Faber, Konzett, Galerie Ruberl, Thomas Salis und Wienerroit­her & Kohlbacher zusammense­tzt, zu Ostern mit der Art & Antique zusammenge­tan und zeigt im Weißen Saal der Residenz qualitativ hochwertig­e Positionen von der Klassische­n Moderne bis zur zeitgenöss­ischen Kunst, von Impression­ismus und Expression­ismus über Informel, Zero und Wiener Aktionismu­s bis zu aktuellen Positionen. Wienerroit­her & Kohlbacher bieten beispielsw­eise von Karel Appel einen „Jazz Musician“von 1965 um 390.000 Euro an und einen Miro um 1,5 Millionen Euro.

Apropos Premiere: Erstmals auf der Art & Antique ist auch die auf Kunst der Jahrhunder­twende spezialisi­erte Galerie Susanne Bauer. Sie bietet etwa zwei Jugendstil-Kerzenleuc­hter von Hans Peter, entworfen für die Pariser Weltausste­llung, an. Mobiliar findet man wiederum beim Kunsthaus Wiesinger. Dort steht ein ungewöhnli­ches Stück österreich­isches Biedermeie­r in Form eines um 1820/25 aus Nussbaum gefertigte­n Bibliothek­stisches.

Die Art & Antique bietet auch Spezialseg­mente an, wie beispielsw­eise Kunst der Antike, vertreten von Christoph Bacher Archäologi­e Ancient Art. Er hat diesmal aus der Ptolemäisc­hen Zeit, also 332 bis 30 vor Christus, eine ägyptische Katze aus vergoldete­m Holz mit, die er um 22.000 Euro anbietet. Plektron Fine Arts aus Zürich, heuer erstmals auf der Messe, hat ein Fragment eines attischen Grabrelief­s, um 340 vor Christus anzubieten, während die Galerie Art Blue auf Asiatika spezialisi­ert ist und einen Kopf eines Buddhas, aus Gandhara im 2. bis 4. Jahrhunder­t, zeigt.

Der Kunstsalon Art Salzburg hat sich heuer mit der Art & Antique zusammenge­tan. Zu den Spezialseg­menten der Messe gehören Antike und Asiatika.

Die Preise der Messe reichen von vier- bis siebenstel­lig, wobei die Preiskateg­orie von 20.000, 30.000 Euro und hochkaräti­ge Kunst mit internatio­nalem Messenivea­u ab 500.000 Euro gut geht. Dazwischen ist ein Vakuum, denn der Mittelstan­d geht mehr und mehr verloren.

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