Die Presse am Sonntag

Österreich will EU nicht mehr Geld geben

Finanzmini­ster Schelling schließt höhere Beitr´ge an die EU aus. Die SPD in Deutschlan­d will mit mehr Geld für die EU sogar wahlwerben.

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Wien. Österreich­s Finanzmini­ster bleibt hart. Der Brexit, der durch den Wegfall der Zahlungen Großbritan­niens an die EU ein Loch in das Budget reißen wird, dürfe für Österreich keine Mehrbelast­ung bringen. „Erklärtes Ziel muss sein, dass Nettozahle­r nicht mehr bezahlen“, sagte Finanzmini­ster Hans Jörg Schelling (ÖVP) am Samstag im „Journal zu Gast“des ORF-Radios.

Erst kürzlich haben deutsche Wirtschaft­sforscher vorgerechn­et, dass der Brexit Österreich bis zu 400 Millionen Euro kosten könnte. Schelling will das nicht akzeptiere­n und fordert ein generelles Umdenken beim EU-Budget. Überlegt werden müsse, was die Kernaufgab­en der EU seien. Nicht ausschließ­en konnte der Minister, dass Österreich letztendli­ch weniger Geld aus EUMitteln erhalten könnte: „Das mag sein.“Man werde aber abwarten müssen, wie groß die Auswirkung­en durch den Brexit tatsächlic­h sein werden.

In Deutschlan­d, das der mit Abstand größte Nettozahle­r ist, sieht man das etwas anders. Zumindest in der SPD. Im Zweifel müsse Deutschlan­d angesichts des Brexit „bereit sein, sei- nen Anteil zu erhöhen“, sagte Außenminis­ter Sigmar Gabriel dem „Spiegel“. Pl´©oyer für soziŻleres EuropŻ. Dahinter verbirgt sich auch eine – riskante – Parteistra­tegie: „Ich glaube, dass man mit einem Plädoyer für ein sozialeres Europa Wahlen gewinnen kann“, sagte Gabriel, „selbst dann, wenn sich dadurch der deutsche EU-Beitrag erhöhen könnte“. Es zeichnet sich also für die Bundestags­wahl am 24. September ein ideologisc­h aufgeladen­es Ringen um Europa ab. Gabriels Auswärtige­s Amt hat bereits mehr Ausgaben in der EU für Bildung, Mobilität, Forschung sowie die Bekämpfung der Jugendarbe­itslosigke­it und für ärmere Regionen vorgeschla­gen. Alle Ressorts hätten dies unterstütz­t, berichtet der „Spiegel“, nur Angela Merkels Kanzleramt habe „entscheide­nde Teile“gestrichen.

Ganz neu ist Gabriels Vorstoß nicht: Erst vor zwei Wochen schrieb er in einem „FAZ“-Gastbeitra­g: „Jeder Euro, den wir für den EU-Haushalt zur Verfügung stellen, kommt – direkt oder indirekt – mehrfach zu uns zurück.“Man müsse nun investiere­n.

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