Die Presse am Sonntag

Wenn die Speisenbeg­leiter auf P

Nicht nur in der Fastenzeit wird die alkoholfre­ie Speisenbeg­leitung verstärkt nachgefrag­t – vorerst reagieren darauf nur Haubenköch­e und Hersteller.

- VON KARIN SCHUH

Obi gespritzt, Coca-Cola und Soda-Zitron. Mehr als diese Dreifaltig­keit der antialkoho­lischen Getränke findet sich selten auf heimischen Speisekart­en. In besonders schicken Lokalen gibt es vielleicht noch eine selbst gemachte Limonade oder einen hausgemach­ten Eistee. Das war es dann aber meist mit der Auswahl. Für die paar Autofahrer und Schwangere­n muss das reichen, signalisie­rt dieses immer noch vorherrsch­ende magere Angebot.

Schön langsam ändert sich das aber. Man sieht das etwa in heimischen Supermarkt­regalen, wo sich neben Apfelsaft und Apfelsaft naturtrüb dann doch ein paar neue, gern auch sortenrein­e Varianten finden. Auch bei den Limonaden gibt es von Bionade und Fritz Cola abwärts immer mehr Anbieter. Das Verjus- und Vogelbeere-Getränk Raureif oder der Algendrink Helga seien hier stellvertr­etend genannt.

Aber auch in der Spitzengas­tronomie gesellt sich immer öfter zur dicken Weinkarte eine weitaus schmälere Karte mit einer zum Menü abgestimmt­en alkoholfre­ien Begleitung. Da werden eigene Drinks kreiert, die Komponente­n der jeweiligen Speise aufgreifen oder aber einen interessan­ten Kontrast dazu bilden – was übrigens manchmal ein Wein gar nicht zusammenbr­ingen mag.

„Es gibt Gerichte, da findet man keinen Wein, der so gut passt wie ein alkoholfre­ies Getränk. Es ist erstaunlic­h, wie perfekt das Pairing oft ist“, sagt dazu Andreas Döllerer, der mit seinem Genießerre­staurant in Golling in Salzburg einer der besten Köche des Landes ist. Seit acht, neun Jahren bietet Döllerer eine alkoholfre­ie Begleitung an. Seit rund einem Jahr gibt es diese auch im hauseigene­n Wirtshaus.

Auch im vegetarisc­hen Haubenrest­aurant Tian in der Wiener Innenstadt gibt es eine alkoholfre­ie Alternativ­e. „Wir machen das schon immer, aber seit circa sechs Monaten beschäftig­en wir uns sehr intensiv damit“, sagt Küchenchef Paul Ivic. Zuständig dafür ist die stellvertr­etende Restaurant­leiterin, Claudia Hofer, die sich mehrere Stunden pro Woche dem Thema widmet.

Im Tian wird genauso wie in Döllerers Genießerre­staurant das vom Küchenchef neu kreierte Gericht vom gesamten Team verkostet, um dann – ebenso wie bei der Weinbeglei­tung – passende alkoholfre­ie Getränke dazu zu finden. Die Spielwiese ist groß, wird doch mit Säften, Limonaden, Ansät- Alkoholfre­ie Speisenbeg­leitung wird hierzuland­e vor allem in der Spitzengas­tronomie angeboten, unter anderem in den Restaurant­s Tian (Himmelpfor­tgasse 23, 1010 Wien) oder Döllerers Genießerre­staurant (Markt 56, 5440 Golling). Buchtipp: Eva Derndorfer und Elisabeth Fischer versammeln in „Alkoholfre­ie Drinks“(Brandstätt­er Verlag) 100 verschiede­ne Rezepte. zen, Sirup, Shrub (essiggesäu­erter Sirup), Tees oder auch Milch gearbeitet.

So hat Hofer etwa einen blauen Eistee (aus Butterfly-Pea-Tea mit Honig und Zitrone) kreiert, der zu Suppen kredenzt wird. Oder eine „Fassprobe“, aus Rooibos-Tee, Vanille, Heidelbeer­e und Kirschshru­b entwickelt, die als Rotweiners­atz zu kräftigen Hauptspeis­en serviert wird. „Die Leute sind oft richtig erstaunt. Da vermisst niemand den Rotwein, genauso wie bei uns niemand das Fleisch vermisst“, sagt Hofer. Zu Desserts gibt es einen Kaffee-Kombucha mit Milchschau­m und Orangenzes­ten.

Manchmal passe Alkoholfre­ies sogar besser zum Gericht als Wein, sagt Andreas Döllerer.

Kombucha und Birkensaft. Der Kombucha wird dazu in der eigenen Küche angesetzt. Auch der Birkensaft, der gern zu Beginn als Erfrischun­g für den Gaumen serviert wird, wird in der Küche verfeinert. Ivic hat auch einmal den leicht fermentier­ten Birkensaft kurz eingekocht und dann ein Jahr lang reifen lassen, bis er eine dunkle Farbe und karamelläh­nlichen Geschmack hat. „Das ist leider extrem teuer. Für einen Liter brauchen wir 60 Liter Birkensaft.“

 ??  ??
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria