Let’s make money
EMPFEHLUNGEN FÜR ZEITGENOSSEN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN
Bemerkenswert, wie kühl die Börsen am Freitag den amerikanischen Militärschlag gegen eine syrische Militärbasis weggesteckt haben. Stärker, aber immer noch in Maßen reagiert haben am Morgen nach der Militäraktion nur der Gold- und der Ölpreis. Ein bisschen gerutscht ist auch der deutsche Leitindex DAX. Aber der ist ein Spezialfall, weil er in den vergangenen Tagen Überhitzungserscheinungen gezeigt hat und ohnehin ein Fall für eine Atempause war.
Das bedeutet, dass die Märkte trotz eines langen und möglicherweise zu weit gegangenen Aufschwungs immer noch sehr robust dastehen. Wenn weder eine Blasenwarnung der Fed (siehe unten stehende Geschichte) noch ein geopolitisch doch sehr heikles Ereignis (immerhin stehen einander in Syrien Russland und die USA direkt gegenüber) für größere Anlegernervosität sorgt, dann ist der Aufwärtsdruck offenbar noch recht groß. Es gibt also weiterhin keinen wirklichen Grund, sich großflächig vom Aktienmarkt zu verabschieden.
Ernst nehmen sollte man die Warnungen der Fed aber schon. Offenbar kommen spätestens in der zweiten Jahreshälfte ruppigere Zeiten auf die Anleger zu. Genaue Marktbeobachtung und die Vorbereitung von Ausstiegsszenarien für Einzelwerte sind in den nächsten Monaten also wichtiger als sonst.
In Blasenverdacht ist beispielsweise in der vergangenen Woche die Aktie des Elektroautopioniers Tesla (ISIN US88160R1014) geraten. Die hat ein neues Allzeithoch erreicht. Für internationale Schlagzeilen hat gesorgt, dass der Börsenwert von Tesla damit erstmals größer als der des Autogiganten Ford war.
Ist das gerechtfertigt? Immerhin baut und verkauft Ford fast siebzigmal so viele Autos wie Tesla. Und macht dabei, im Gegensatz zu Tesla, Gewinn.
Das Ganze erinnert ältere Anleger fatal an die Internetblase der ausgehenden Neunzigerjahre, als Miniunternehmen in Sachen Börsenwert plötz- lich Weltkonzerne schlugen, nur weil sie „dotcom“im Firmennamen hatten. Das Ende dieses Hypes ist bekannt.
Bei Tesla verhält sich das ein wenig anders. Immerhin hat das Unternehmen nicht nur einen visionären Chef und Gründer, sondern auch ein verkaufbares Produkt. Aber das Märchen, dass Visionen ökonomische Naturgesetze außer Kraft setzen können (wie beispielsweise jenes, dass Unternehmen irgendwann Gewinn machen sollten), ist seit dem Platzen der Internetblase ziemlich eindeutig widerlegt.
Im Tesla-Kurs stecken schätzungsweise zehn Prozent fundamentale Stärke und neunzig Prozent Hoffnung. Kann Elon Musk die Erwartungen er- Tesla-Chef Elon Musk: Können Visionen wirtschaftliche Naturgesetze außer Kraft setzen? füllen, dann ist die Aktie aus heutiger Sicht immer noch sehr billig. Wenn nicht, dann droht die Bruchlandung.
Analysten sind in Sachen Tesla sehr gespalten. Während die einen das Papier für hoffnungslos überbewertet halten, sehen andere mittelfristige Kursziele von 350 Dollar und mehr. Wer sich hier engagiert, muss wissen, dass das eine heftige Spekulation ist, die aufgehen kann oder auch nicht. Das Papier ist demgemäß vorerst eher für kurzfristiges Trading geeignet als zur Langfristanlage. Man muss sich auch das größere Bild anschauen: In den vergangenen Monaten ist das Papier zwar um 60 Prozent gestiegen, seit 2014 war der Kurs aber schon zweimal beinahe auf jetziger Höhe, um dann jedesmal heftig zurückzufallen. Genau genommen ergibt sich also ein sehr breiter Seitwärtstrend. Etwas für Nervenstarke also.
Was liegt sonst noch an? Die Aktie des Internethändlers Amazon (ISIN US0231351067) hat mit dem Durchbrechen der 900-Dollar-Marke ein Kaufsignal generiert. Der leichte Rückfall unter diesen Wert sollte nicht irritieren: Amazon ist unterwegs zum Tausender.
Nach oben ausgebrochen ist auch der Kurs des chinesischen Internetgiganten Tencent (ISIN US88032Q1094), der vor Kurzem bei Tesla eingestiegen ist. Die Chinesenaktie hat Potenzial, enthält aber auch (nicht nur wegen der Tesla-Beteiligung) spekulative Elemente. Einstiege sollten also vorsichtig erfolgen.
In Deutschland hat Rocket Internet (ISIN DE000A12UKK6) beim Analysehaus Warburg eine Kaufempfehlung mit Kursziel 37 Euro ausgefasst. Bei einem aktuellen Kurs von rund 16 sieht das nach eher großem Potenziel aus.
Ein charttechnisches Kaufsignal hat die Aktie des Energiekonzerns RWE (ISIN DE0007037129) generiert. Das könnte bis zu 30 Prozent Steigerungspotenzial bedeuten.