»Die Kinder geben den Ton an«
Oscargewinnerin Charlize Theron adelt das Asphalt-Epos „Fast & Furious 8“. Die Südafrikanerin über Autofahren als kleines Mädchen, die größten Veränderungen in den vergangenen zehn Jahren – und ihre Rolle als machthungrige Psychopathin.
Trotz eines Oscars ist sich Charlize Theron nicht zu schade, in „Fast & Furious 8“das Team um Vin Diesel und Co. zu verstärken. Muskeln, Machos und Motoren – das ist die Masche, mit der die Filmreihe zu einer der kassenstärksten des 21. Jahrhunderts wurde. Ab dem 13. April läuft die achte Rallye in den österreichischen Kinos. Sie haben dieses Asphalt-Epos geadelt. Haben Sie den Part angenommen, weil Sie sich davon einfach Spaß versprochen haben? Charlize Theron: Nein – Spaß habe ich eher mit Freunden. Aber mir gefällt die Serie. Je mehr die Leute von Universal mir über den Film verrieten, desto mehr haben sie mich für das Projekt eingenommen: Sie wollen aus diesem weiblichen Bösewicht eine völlige Psychopathin machen, die unverzeihliche Dinge anstellt. Um diese Verrückte in die Story zu integrieren, mussten sie so einiges neu aufmischen, was in den letzten sieben Filmen etabliert wurde. Das hat mein Interesse geweckt. Was für eine Beziehung haben Sie zu Autos? Eine ziemlich enge! Ich bin mit Motoren groß geworden. Um mich herum wurde dauernd an Autos geschraubt. Mein Vater war Straßenbauingenieur, er hat sich alte Ford-Modelle gekauft und sie mit Motoren von Motorrädern aufgemotzt. Für mich hat er auch kleine Autos gebaut, mit denen ich über die Felder fahren konnte. Ich war acht, als ich gelernt habe, Auto zu fahren. Sind Sie da ans Gaspedal gekommen? Ich war schon damals ein großes Mädchen. Mein erstes Auto war ein TukTuk, eine Art asiatische Autorikscha, die mein Vater irgendwo ersteigert und mit dem Motor eines Geländemotorrads versehen hatte. Ich war total begeistert und bin damit auf dem Gelände unserer Farm herumgeflitzt. Sie sind auf einer Farm außerhalb von Johannesburg aufgewachsen – ein größtmöglicher Kontrast zu Ihrer Wahlheimat Los Angeles. Vermissen Sie das Leben, schreit es in Ihnen nicht mal nach Natur und Weite? Ich habe als Kind immer davon geträumt, mal etwas anderes zu sehen zu kriegen als nur unsere Farm. Ich erinnere mich noch genau, wie ich stundenlang auf die Landkarte starrte, weil mir bewusst wurde, wie viel Ländermasse sich über unserem Landstrich in Südafrika noch erstreckte. Ich fragte mich, wie es dort überall wohl aus-
Charlize Theron
wurde 1975 in Südafrika geboren. Sie wuchs auf einer Farm bei Johannesburg auf. Als sie 15 Jahre alt war, erschoss ihre Mutter den gewalttätigen, alkoholkranken Vater in Notwehr.
Nachdem sie
einen Modelwettbewerb gewonnen hatte, ging sie nach Mailand. Mit 18 zog Theron nach Los Angeles. Lang war sie auf die Rolle der schönen Frau festgelegt.
Einen Oscar
mich herum wurde groß geworden. Um „Ich bin mit Motoren Charlize Theron. geschraubt“, sagt die Schauspielerin
bekam Theron 2004 für die Darstellung einer Serienmörderin im Film Monster.
2012 adoptierte sie
ihren Sohn Jackson, 2015 ihre Tochter August. sieht. Viele meiner Freunde sind verheiratet, haben Kinder und sind bis heute nicht aus Südafrika herausgekommen. Ich fühle mich mit meinem Leben reich gesegnet: Ich liebe es zu reisen und fühle mich privilegiert, dass ich so viel herumkomme. Sie haben zwei Adoptivkinder. Ist es einfach, Ihren Job und die Anforderungen als Alleinerzieherin auf einen Nenner zu bekommen? Mir geht es nicht anders als anderen alleinerziehenden Müttern. Auch ich habe das Problem, die richtige Balance zwischen Arbeit und Zeit mit den Kindern hinzukriegen und frage mich immer wieder, jeden Tag, ob es hinhaut. Ich habe zum Glück einen tollen Punkt in meiner Karriere erreicht, wo ich es mir leisten kann, mal ein Jahr auszusetzen oder in Los Angeles zu bleiben, um den Schulanfang meiner Kinder intensiv mitzuerleben. Den Luxus können sich die meisten nicht leisten. Ich empfinde das als großes Glück. Was hat sich für Sie in den vergangenen zehn Jahren beruflich geändert? Meine Prioritäten. Jetzt habe ich Kinder, und die haben oberste Priorität. Davor konnte ich jederzeit meine Sachen packen und weiterziehen. Ich genieße es jetzt, dass meine Kinder den Ton angeben. Ich fühle mich wie ein Soldat, dem gesagt wird, wo es lang geht (lacht). Im Job habe ich natürlich noch mehr Routine und Erfahrung gesammelt. Doch der kreative Part ist nach wie vor nervenaufreibend und nicht steuerbar – wenn ich etwas von einer Drehbuchseite mit Authentizität zum Leben erwecken soll. Davon bekomme ich noch immer einen Adrenalinkick. Manchen Schauspielern ist es wichtig, ihre Figur zu verstehen oder verteidigen zu können, wenn sie spielen. Wie erklären Sie die Psychopathin in „Fast & Furious 8“? Ich verteidige nichts von dem, was sie macht – es ist einfach nur furchtbar! Ich habe mich lange Zeit intensiv mit Serienkillern und Verhaltenspsychologie beschäftigt. Ich habe schon mit eigenen Augen horrende Dinge gesehen. Mich interessiert, wie es dazu kommen kann, dass einige so etwas tun und andere, wie ich selbst, nicht einmal auf die Idee kommen würden.