Kurzes Aufatmen bei Rohstoffaktionären
Der schwache Dollar hilft auch den Rohstoffpreisen. Langfristig befinden sie sich aber in einem Abwärtstrend.
Die jüngste Dollarschwäche hat in den abgelaufenen 30 Tagen auch die Rohstoffpreise ein wenig gestützt. Der Bloomberg Commodity Index, der die Preise von 20 Rohstoffen widerspiegelt – dazu zählen etwa Erdöl, Erdgas, Gold, Silber, Kupfer, Aluminium, Soja oder Mais –, ist auf Monatssicht um fünf Prozent gestiegen. Dabei handelt es sich aber nur um ein kleines Aufbäumen in einem langfristigen Abwärtstrend. Seit seinem Höchststand im Jahr 2008 hat der Index inzwischen um fast zwei Drittel nachgegeben. Anfang des Vorjahres fiel er gar auf ein Zwanzig-Jahres-Tief.
Eine Ursache sind Überkapazitäten. Zwischen 1998 und 2008 hatte die Aussicht auf hohes Wirtschaftswachstum in den Schwellenländern und eine steigende Nachfrage nach Rohstoffen aller Welt zu einer beispiellosen Rohstoffpreisrallye geführt. Die Preise ha- ben sich in diesem Zehnjahreszeitraum verdreifacht. Das veranlasste zahlreiche Unternehmen dazu, ihre Kapazitäten auszubauen, neue Projekte zu erschließen, auch solche, die nur bei hohen Rohstoffpreisen rentabel waren. Dann erwies sich das Wachstum in den Schwellenländern und insbesondere in China zwar als stark, aber doch nicht so stark wie erwartet. Im Zuge der Finanzkrise brachen auch die Rohstoffpreise ein. Hohe Lagerbestände. Da aber etwa Ölbohrungen oder Minenprojekte jahrelange Vorlaufzeiten haben, konnten sie nicht so rasch gestoppt werden. Also wurde mehr produziert, als verkauft werden konnte.
Solange die Lagerbestände hoch bleiben, dürften sich auch die Rohstoffpreise kaum erholen. Freilich kann es auch positive Überra- schungen geben. Am Donnerstag der Vorwoche kletterte der Ölpreis vorübergehend über 50 Dollar je Fass, nachdem die amerikanische Regierung einen Rückgang der Lagerbestände um fast fünf Millionen Barrel gemeldet hatte. Am Markt war nur ein Abschmelzen um 3,5 Millionen Barrel erwartet worden. Am Freitag gab der Ölpreis aber schon wieder nach.
Auch Aktionäre von Öl- und Minenfirmen sitzen seit Jahresbeginn größtenteils auf Verlusten. Der Aktienkurs des weltgrößten Ölproduzenten Exxon hat um elf Prozent nachgegeben, jener von Chevron um zwölf. Auch die europäischen Konkurrenten Shell (minus zehn Prozent), Total (minus elf ) und BP (minus zwölf Prozent) verloren. Der weltgrößte Minenhersteller BHP Billiton büßte zwei Prozent ein. Nur Konkurrent Rio Tinto hat seit Jahresbeginn leicht zugelegt.