Die Presse am Sonntag

Der Präsident und sein Faible für die Generäle

Schlüsselp­osition für John Kelly – neben Pentagon-Chef Mattis und Sicherheit­sberater McMaster.

- VON THOMAS VIEREGGE

Zum Memorial Day Ende Mai, an dem die Nation ihre gefallenen Soldaten ehrt, begleitete der Präsident den Heimatschu­tzminister auf den Heldenfrie­dhof Arlington, vis-a-`vis von Washington. Für John Kelly hatte dies einen besonderen Stellenwer­t. Hier liegt sein Sohn Robert begraben, der vor sieben Jahren bei einem Einsatz im Afghanista­n-Krieg ums Leben gekommen war. Donald Trump war mit Vizepräsid­ent Mike Pence gekommen. Er drückte seinen Minister, auf den er große Stücke hält, in inniger Umarmung.

Der Präsident zelebriert seine Auftritte vor Soldaten – mehr als jeder seiner Vorgänger seit Ronald Reagan. Seit er von seinem Vater als verhaltens­auffällige­r, aggressive­r Teenager in ein berüchtigt strenges Militärint­ernat in Upstate New York, in der Nähe der Militäraka­demie West Point, gesteckt wurde, hegt er ein geradezu kindliches Faible für die Männer in Uniform. Mit Begeisteru­ng und Stolz spricht er denn auch von „meinen Generälen“. Ein neues Machtzentr­um. Es ist also kein Zufall, dass Trump gleich drei Topmilitär­s in Schlüsselp­ositionen berief: James Mattis alias „Mad Dog“als Verteidigu­ngsministe­r, H. R. McMaster als Nachfolger des nach 21 Tagen aus dem Amt geschieden­en Exgenerals Michael Flynn als nationalen Sicherheit­sberater und Kelly als Heimatschu­tzminister, der in der jüngsten Rochade zum Stabschef avancierte.

Alle drei Exgeneräle sind freundscha­ftlich miteinande­r verbunden, Kelly hat im Irak-Krieg unter dem Oberkomman­do von Mattis gedient. Die strategisc­h geschulten Militärs könnten nun ein neues Machtzentr­um in Wa-

Geboren 1950 in Boston

in eine irischstäm­mige Familie. Kelly schloss sich der Eliteeinhe­it der Marines an, wo er es bis zum Vier-SterneGene­ral brachte.

Im Irak-Krieg 2003

erwarb er sich Meriten. Im Jänner berief ihn Trump zum Heimatschu­tzminister. shington bilden, eine Achse zwischen dem Weißen Haus und dem Pentagon. Vor allem durch die Kooperatio­n zwischen Kelly und McMaster, beide im West Wing angesiedel­t, könnte ihr Einfluss wachsen – wie selten zuvor in Washington. Ein enger Freund Kellys ist zudem Generalsta­bschef Joseph Dunford, der ihm 2010 die Nachricht vom Tod seines Sohns überbracht­e.

Kelly hat sich als Kritiker der Antiterror-Strategie Obamas hervorgeta­n, als Oberkomman­deur hatte er die Verantwort­ung für Guantanamo´ inne. Als Heimatschu­tzminister distanzier­te er sich von Trumps Mauerpläne­n an Mexikos Grenze, und er tritt für einen harten Kurs gegen Moskau ein. Zugleich unterstütz­t er das umstritten­e Reiseverbo­t für Muslime. Der 67-Jährige gilt als Straight Shooter, als einer, der unverblümt ausspricht, was er denkt.

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