Die Presse am Sonntag

Angreifer in Hamburg war als Islamist bekannt

Behörden hielten den abgelehnte­n 26-j´hrigen Asylwerber zudem für psychisch labil. Einen Anschlag trauten sie ihm aber nicht zu.

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HŻmburg. Die Rollläden sind herunterge­lassen vor der Edeka-Filiale im Hamburger Stadtteil Barmbek. Auf dem Boden davor stehen Samstagvor­mittag Kerzen, die das Friedensze­ichen bilden. In dem Supermarkt hat am Vortag ein 26-jähriger abgelehnte­r Asylwerber am Vortag einen 50-jährigen Mann erstochen. Sechs weitere Menschen wurden teils lebensgefä­hrlich verletzt.

Am Samstag wird klar: Die Behörden kannten den Angreifer. Im August 2016 hatte ein Hinweisgeb­er Alarm geschlagen. Er hatte berichtet, sein Freund habe sich verändert, wende sich dem Koran zu und trinke keinen Alkohol mehr. Das Landesamt für Verfassung­sschutz hielt den 26-Jährigen nach einem Gespräch für psychisch labil. Sie führen ihn nun als einen von 800 Islamisten in Hamburg, aber nicht als Jihadisten. Es habe Anzeichen für eine Radikalisi­erung gegeben, sagte Innensenat­or Andy Grote (SPD). Für unmittelba­r gefährlich habe man den Mann aber nicht gehalten, so Grote. Der Innensenat­or spricht von einem „barbarisch­en Angriff“. Das Wort Terror nimmt er nicht in den Mund. Es gebe islamisti- sche Motive und Hinweise auf psychische Labilität. Was nun der „vorherrsch­ende Antrieb“war, lasse sich noch nicht sagen. Die Behörden gehen bei dem 26-Jährigen von einem Einzeltäte­r aus, der anders als der Berliner Attentäter Amri wohl keinen Kontakt zur ISTerrormi­liz hatte. Wie Amri war aber auch er ausreisepf­lichtig. PŻl´stinenser wŻr Żusreisepf­lichtig. Der Palästinen­ser, geboren in den Vereinigte­n Arabischen Emiraten, kam nach Stationen in Schweden und Norwegen im März 2015 nach Deutschlan­d. Sein Asylantrag wurde abgelehnt. Rechtsmitt­el legte er keine ein. Er half stattdesse­n beim Ausreiseve­rfahren mit. Passersatz­papiere fehlten noch.

Am Freitag steuerte der 26-Jährige in dem Geschäft ein Regal an, riss ein 20-Zentimeter-Küchenmess­er aus der Verpackung und begann auf Menschen einzustech­en. Laut Zeugen schrie er „Allahu Akbar“. Später schritten vor der Filiale Passanten ein, ein 35-jähriger Türke wurde dabei verletzt. Ein Video zeigt, wie sie den 26-Jährigen vor dessen Festnahme mit Sesseln bewarfen.

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