Zwischen Gatschweg und Ringstraße
Die Honda X-ADV ist ein Mix aus Roller und Enduro: Zweirad-SUV nennt der Hersteller das.
Muss man erklären, warum ein Roller das urbane Einsatzgerät erster Wahl ist? Keine lästige Schaltarbeit dank Automatik, dadurch kein Verhunzen des (linken) Schuhwerks, allgemeiner Wetterschutz durch die breite Schürze, Platz für Kopfschutz unter der Sitzbank. Kann ein Motorrad alles nicht.
Andrerseits: Ausfahrten aufs Land, Etappen auf der Autobahn, ordentlich in Kurven legen – kann der Roller wieder nicht so gut. Somit fragt man sich, warum bislang keiner die zwei Formate verknüpft hat. Honda wird die Ehre des Pioniers zuteil, das Gerät: die X-ADV. Ein sperriger Name, den der Kundige so aufdröselt: „Cross Adventure“.
Wir hatten spontan das Gefühl, auf diese Art von Zweirad gewartet zu haben – hielt sich der Eindruck im Fahrtest? Zunächst ist die X-ADV ein Motorrad im Roller-Layout: ein nicht wahnsinnig charismatischer, aber ausgewachsener 55-PS-Motor (750-Kubik, Zweizylinder), Upside-Down-Gabel vorn, Hinterradschwinge mit Kette. Roduro? Die Honda X-ADV ist Roller und Enduro in einem.
Die Funktion einer Automatik übernimmt ein Doppelkupplungsgetriebe mit sechs Gängen, die man im manuellen Modus nach Belieben ausdrehen kann. Macht man aber kaum, denn das programmierte Schaltschema passt – auf der kurvigen Landstraße schalten wir in den Sportmodus, das hält die Drehzahl angriffig.
Dazu noch ein Cockpit im Stil von Dakar-Rallye-Enduros samt Handprotektoren, die direkt von der Africa Twin stammen. Digitalinstrumente, verstellbares Windschild.
Der Rest ist Roller: die aufrechte Sitzposition, im städtischen Nahkampf unabdingbar, Fußbretter und Schürze, Platz für einen Vollvisierhelm und etwas Kleinkram unter der Sitzbank. Ach ja: Dem Kippschalter, der entweder Tankdeckel oder Sitzbank entriegelt, sagen wir kein langes Leben voraus. Der fühlt sich billig an.
Ganz im Gegensatz zur Honda an sich: messerscharfes Styling, feine Verarbeitung, LED-Beleuchtung rundum, Keyless-Go, liebevolle Details, die fast schon Manufakturqualität zeigen, wie die aus dem Alu gefrästen klappbaren Sozius-Fußstützen. Ein 17-Zoll-Rad vorn, 15 Zoll hinten, das verbindet Wendigkeit mit Kurvenlage. Auf langen Federwegen hoppelten wir über Felder und in den Wald. Super! Kleiner Dämpfer: 12.290 Euro Listenpreis.