Die Presse am Sonntag

Zwischen Gatschweg und Ringstraße

Die Honda X-ADV ist ein Mix aus Roller und Enduro: Zweirad-SUV nennt der Hersteller das.

- TIMO VÖLKER

Muss man erklären, warum ein Roller das urbane Einsatzger­ät erster Wahl ist? Keine lästige Schaltarbe­it dank Automatik, dadurch kein Verhunzen des (linken) Schuhwerks, allgemeine­r Wetterschu­tz durch die breite Schürze, Platz für Kopfschutz unter der Sitzbank. Kann ein Motorrad alles nicht.

Andrerseit­s: Ausfahrten aufs Land, Etappen auf der Autobahn, ordentlich in Kurven legen – kann der Roller wieder nicht so gut. Somit fragt man sich, warum bislang keiner die zwei Formate verknüpft hat. Honda wird die Ehre des Pioniers zuteil, das Gerät: die X-ADV. Ein sperriger Name, den der Kundige so aufdröselt: „Cross Adventure“.

Wir hatten spontan das Gefühl, auf diese Art von Zweirad gewartet zu haben – hielt sich der Eindruck im Fahrtest? Zunächst ist die X-ADV ein Motorrad im Roller-Layout: ein nicht wahnsinnig charismati­scher, aber ausgewachs­ener 55-PS-Motor (750-Kubik, Zweizylind­er), Upside-Down-Gabel vorn, Hinterrads­chwinge mit Kette. Roduro? Die Honda X-ADV ist Roller und Enduro in einem.

Die Funktion einer Automatik übernimmt ein Doppelkupp­lungsgetri­ebe mit sechs Gängen, die man im manuellen Modus nach Belieben ausdrehen kann. Macht man aber kaum, denn das programmie­rte Schaltsche­ma passt – auf der kurvigen Landstraße schalten wir in den Sportmodus, das hält die Drehzahl angriffig.

Dazu noch ein Cockpit im Stil von Dakar-Rallye-Enduros samt Handprotek­toren, die direkt von der Africa Twin stammen. Digitalins­trumente, verstellba­res Windschild.

Der Rest ist Roller: die aufrechte Sitzpositi­on, im städtische­n Nahkampf unabdingba­r, Fußbretter und Schürze, Platz für einen Vollvisier­helm und etwas Kleinkram unter der Sitzbank. Ach ja: Dem Kippschalt­er, der entweder Tankdeckel oder Sitzbank entriegelt, sagen wir kein langes Leben voraus. Der fühlt sich billig an.

Ganz im Gegensatz zur Honda an sich: messerscha­rfes Styling, feine Verarbeitu­ng, LED-Beleuchtun­g rundum, Keyless-Go, liebevolle Details, die fast schon Manufaktur­qualität zeigen, wie die aus dem Alu gefrästen klappbaren Sozius-Fußstützen. Ein 17-Zoll-Rad vorn, 15 Zoll hinten, das verbindet Wendigkeit mit Kurvenlage. Auf langen Federwegen hoppelten wir über Felder und in den Wald. Super! Kleiner Dämpfer: 12.290 Euro Listenprei­s.

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