Ein hübscher PC für Kreative
Es hat gedauert, bis sich Microsoft auch als ernst zu nehmender Hardwarehersteller etablieren konnte. Mit dem Surface Studio gibt das Unternehmen jetzt auch den Ton vor.
Mehr als 40 Jahre lang war Microsoft der Softwareplatzhirsch. Seit 2012 hat das Unternehmen aus Redmond, Kalifornien, sein Geschäftsfeld massiv erweitert. Nach einigen Fehlversuchen im Laptopsegment hat das von Bill Gates gegründete Unternehmen gelernt, einiges verworfen und sich neu erfunden. Das Surface Studio ist der Ausdruck dessen, in welche Richtung es gehen soll.
Das Surface Studio ist ein All-inone-PC. Das heißt, man muss das Gerät nur aus der Verpackung nehmen und an den Strom anschließen. Schon ist das 28 Zoll große Gerät mit Touchdisplay und beeindruckender 4,5-K-Auflösung einsatzbereit – wäre da nicht Windows. Ohne Updates geht es nicht, aber mit ein bisschen Geduld lässt sich auch dieses Hindernis überwinden. Ein Display für Feinspitze. Die Hardware-Komponenten des Surface Studio sind derzeitige Oberliga. Ein 2,7 GHz Intel Core i7, eine Nvidia Ge-Force GTX 980 M GPU und 32 Gigabyte Arbeitsspeicher sowie ein hybrides Speicher-Duo aus zwei Terabyte HDD- und 128-GB-SSD-Festplatte machen das Arbeiten zum Vergnügen. Lockerleicht werden die Eingaben übernommen. Hard- und Software sind nahezu perfekt aufeinander abgestimmt.
Das Display ist aber die eigentliche Hauptattraktion. Lediglich die Tendenz zu spiegeln kann nerven, aber da sich die Position mit nur einem Fingertipp justieren lässt, kann man die unerwünschten Effekte umgehen.
Dafür zuständig ist das Zero-Gravity-Scharnier, durch das sich das knapp ein Zentimeter dicke Display bis zu einem Neigungswinkel von 20 Grad drücken lässt, wodurch es zu einem Zeichenbrett mutiert. Eine Höhenverstellung ist ohne Kippen des Displays leider nicht möglich. Mit einem Seitenverhältnis von 3:2 ist das mit 4500 x 3000 Pixeln auflösende Display zwar durchaus für Grafiker und alle, die es noch werden wollen, geeignet, für Netflix-Junkies und Gamer jedoch weniger. Hübsches Design, aber unpraktisch. Das Surface Studio ist hübsch. Ein Gerät aus einem Guss, das sich in puncto Ästhetik durchaus mit Apple messen kann. Aber warum können die Anschlüsse nicht so wie bei den SurfaceGeräten an der Seite sein?
Für einen USB-Stick muss man hinter das Gerät und im schlimmsten Fall blind nach dem Anschluss suchen. Auch bei der mitgelieferten Tastatur, die noch kleiner als beim MicrosoftLaptop ausfällt, wurde das Design vor die Funktionalität gesetzt. Schade eigentlich, denn hier hätte man sich die letzten Sporen verdienen können, um das Gerät zu einem Gesamterlebnis zu machen. Denn immerhin muss der Kunde für mehr als 4000 Euro auch restlos überzeugt sein.
Ein nettes Gimmick. Das an einen Eishockeypuck erinnernde Surface Dial ist extra erhältlich und nicht im Lieferumfang enthalten. Das kreisrunde Zubehör kostet knapp 120 Euro. Der Leistungsumfang steht nicht zwingend in Relation mit dem Preis. Das 136 Gramm leichte Dial hat einen Durchmesser von 5,8 Zentimetern und dient als Navigationsgerät via Druck- und Kreisbewegungen.
Durch ein spezielles Pad bleibt das Dial am Display (auch in aufrechter Position) sowie auch auf anderen glatten Oberflächen gut haften. Zu Beginn ist es recht aufwendig, nicht aus Effizienzgründen zum mitgelieferten Stift oder der Maus zu greifen. Aber nach ein paar Tagen hat man den Dreh raus. Vor allem, weil man das Dial um eigene Funktionen erweitern kann. Microsoft hat zudem angekündigt, dass der Dial für Anwendungen von Drittanbietern geöffnet wird. Wer sich ein schmuckes Arbeitsgerät ins Büro stellen will und dabei auch grafische Anforderungen an das Gerät hat, sollte das Studio zumindest in Betracht ziehen.