Baumelnd im Wind
In der Hängematte der Hitze entfliehen.
Muss die Hängematte in unsere kleine Hot-List? Ganz einig waren wir uns nicht, aber als Feuilleton-Chef Thomas Kramar – der Mann, der rechts unten vom Soda-Zitron schwärmt – uns erinnerte, dass die baumelnde Bettstatt auch etymologisch interessant ist, war die Entscheidung gefallen. Der Begriff „Hängematte“ist – wie etwa auch „einbläuen“oder „schnäuzen“– ein Beispiel für eine Pseudoetymologie. Die liegt vor, wenn ein unbekanntes Wort nach dem Vorbild eines vertraut klingenden Wortes gebildet, der ursprüngliche Sinn falsch gedeutet wird. Kolumbus hat die Schlafnetze auf seinen Amerika-Reisen bei den Tainos auf Haiti kennengelernt – und in der alten Welt wurde aus den „Hamacas“die „Hängematte“, weil es klang wie der Urbegriff und die hängen- de Schlafmatte exakt beschrieb. Die Maya nannten sie übrigens „Geschenk der Götter“. Wer einmal gehangen ist, weiß warum. Man fühlt sich darin Baumkronen und Himmel näher und hat das (vielleicht irrige?) Gefühl, die Hitze lässt sich ein paar Meter über der Erde eher ertragen als im gepolsterten Liegestuhl oder im Gras. Wobei es Zeit wird, mit einer Mär aufzuräumen: Für eine Hängematte braucht man zwar etwas Platz, aber längst keinen Garten oder eine Terrasse. Man kann auch indoor baumeln. Freundin Nunu etwa hat ihr Wollnetz an zwei Haken vor einer Fensterreihe in ihrer, zugegeben recht geräumigen Wohnung montiert und liest und arbeitet seither bevorzugt in dieser Liegeposition. Und zwar nicht nur bei Hitze im Sommer.