Ohne Strohhalm, bitte!
Soda-Zitron braucht kein Theater.
Im „Duden“findet man es nicht, nur im „Österreichischen Wörterbuch“, und es ist auch einer der besten Gründe, den Urlaub in Österreich zu verbringen: das Soda-Zitron. Im Gegensatz zur Limonade ist es strikt zuckerfrei, es nährt die Seele, nicht den Körper. Entsprechend schlicht ist es physisch. Wer ihm eine Zitronenscheibe aufsetzt, tut nicht gut daran: Abgesehen davon, dass das sinnloses Theater ist (vergleichbar mit den Schirmchen und Stäbchen, die halbseidene Strandlokale in ihre Gläser stecken), es stört den Trinkfluss. Man trinkt es auch nicht durch einen Strohhalm, das tun nur Möchtegern-Agentinnen und Schwindelprinzen mit modischen Sonnenbrillen.
Essenziell ist, dass es nicht aus Zitronenessenz oder -konzentrat herge- stellt wird, sondern aus echten Zitronen, deren Saft via Presse extrahiert wird. Das ist wichtig, da das Soda-Zitron kernfrei sein soll. Dagegen soll beim Pressen ruhig ein wenig Fruchtfleisch mit dem Saft mitgehen, der großzügig, wenn auch nicht verschwenderisch ins – nicht ausgerauchte! – Sodawasser geleert wird. Es entsteht an der Oberfläche ein schaumiges, physikalisch-chemisch komplexes Gemenge, in dem sich drei Aggregatzustände vereinen: gasförmig (das aufsteigende CO2), fest (die Fruchtfleischflankerl), flüssig (die wässrige Phase). Wer dieses feine Getränk statt zweifelhaften, wiewohl nach schönen Vornamen (Franz, Hugo, Helga, Inge) benannten Mixturen trinkt, wird sich des Sommers freuen und gestärkt den Herbst beginnen.