Die Presse am Sonntag

Wien ist Contempora­ry

Rund um die Viennacont­emporary hat sich eine Messewoche samt Kunstprogr­amm von Institutio­nen und der Satelliten­messe Parallel entwickelt.

- VON EVA KOMAREK

Ganz im Zeichen zeitgenöss­ischer Kunst stand Wien diese Woche. Die Viennacont­emporary, die heuer zum dritten Mal in der Marx-Halle stattfinde­t und noch bis heute Abend läuft, hat es endlich geschafft, dass auch Museen, Institutio­nen und Galerien mitziehen, um Wien als attraktive Kulturstad­t für Gegenwarts­kunst ins rechte Licht zu rücken. Zudem etabliert sich auch die Satelliten­messe Parallel, die nach zwei Jahren in der Alten Post heuer in die ehemalige Sigmund-FreudUnive­rsität umgezogen ist.

Dmitry Aksenov, Vorstandsv­orsitzende­r der Viennacont­emporary, will jedenfalls die internatio­nale Bedeutung der Messe weiter ausbauen. Man sei bereits unter den Top-20-Anbietern weltweit, betonte er bei der Eröffnung. Die Entwicklun­g der vergangene­n Jahre sei „ein Momentum, das wir nutzen möchten“, betonte Aksenov. Das Ziel sei, in fünf Jahren zu den Top-fünfMessen weltweit zu gehören. Das ist wohl als sehr ambitionie­rtes Ziel zu bewerten. Ungarn im Fokus. Gastland ist heuer Ungarn mit Fokus auf konzeptuel­le Kunst der 1960er- und 1970er-Jahre. Kuratiert hat die Focuszone der ungarische Kunsthisto­riker und Kritiker Jozsef´ Melyi,´ umgesetzt wurde sie von den drei Budapester Galerien ACB Gallery, Kisterem und Vintage Gallery. Diese drei Galerien hatten 2013 die Gruppenaus­stellung Bookmarks organisier­t, bei der sie erstmals einen Überblick über die Künstler dieser Zeit zeigten. 2015 wurde Bookmarks bei der Art Cologne wiederholt. Inzwischen haben sich auch mehr westliche Galerien der ungarische­n Kunst angenommen. So zeigte die Londoner Mayor Gallery im Vorjahr Werke von György Jovanovics, und White Cube widmete die Sommerauss­tellung der Konzeptkun­st von Dora Maurer, die auch bei der Viennacont­emporary vertreten ist. ACB war auch unter den Aussteller­n bei der Frieze New York mit der Performanc­ekünstleri­n Katalin Ladik, die ihrerseits wiederum im Sommer bei der Documenta dabei war.

Die Zone 1 wurde von der MAKKurator­in Marlies Wirth kuratiert und zeigt Einzelpräs­entationen österreich­ischer Künstler, darunter eine Installati­on eines sich zu Sound verschiebe­nden Steins von Samuel Schaab und eine Installati­on mit im Raum hängenden Boxsäcken von Kay Walkowiak. Letztere kostet übrigens 5500 Euro.

Unter den österreich­ischen Galerien sticht Thaddaeus Ropac ins Auge, der sich groß dem Thema Skulptur widmet und Arbeiten der Bildhauer Richard Deacon, Antony Gormley, Anish Kapoor und Tony Cragg zeigt. Von Letzterem hat er beispielsw­eise die große Onyxfigur „Sail“von Tony Cragg nach Wien gebracht. Die Galerie Charim überzeugt wiederum mit einem sehr reduzierte­n Stand und Arbeiten von Dorit Margreiter. Philipp Konzett hat sein Programm heuer ausschließ­lich den Frauen verschrieb­en: mit Werken von Valie Export, Helen Chadwick und Carolee Schneemann. Galerist Georg Kargl, der jetzt unter dem Namen Gesellscha­ft für projektive Ästhetik ausstellt, hat von Mark Dion eine Kiste samt ausgestopf­tem Dachs mit haufenweis­e kleinen Objekten zur Schau gestellt. Der Name des Werks lautet „The Collector at Rest“.

Preislich ist die Bandbreite sehr groß. Kunst aus Osteuropa gibt es zum Teil sehr günstig, beispielsw­eise kostet eine Fotografie von Anu Vahtra in der ungarische­n Gallerey Chimera 1200 Euro, Liliane Tomasko ist bei der Wiener Galerie Bechter Kastowsky um 49.000 Euro im Angebot, und wer einen Gerhard Richter will, muss mit einem siebenstel­ligen Betrag rechnen. Der Satellit. Zum fünften Mal findet heuer die Kunstmesse Parallel Vienna statt. Örtlich ist sie mit dem Wechsel in die Sigmund-Freud-Universitä­t näher an die Viennacont­emporary herangerüc­kt, was sicherlich so mancher Messebesuc­her begrüßt. Auf zehn Stockwerke­n zeigen 30 Galerien und 40 Offspaces rund 300 Kunstposit­ionen. Das lose Grundthema widmet sich dem „Verschwind­en“, was für den Standort sehr treffend ist, wird doch das Gebäude einem Immobilien­projekt weichen. Bei der Parallel findet man viele Aussteller, die auch bei der Viennacont­emporary vertreten sind. Die meisten zeigen hier Einzelposi­tionen oder sehr junge, noch nicht etablierte Künstler, mit denen sie hier auf der weit günstigere­n Messe kein Risiko eingehen. So ist etwa Bechter Kastowsky auf der Parallel mit Arbeiten von Aurelia Gratzer vertreten, die Galerie Senn zeigt eine Installati­on von Marko Lulics. Im Projektrau­m von Parallel & Konkordant steht die „Bildmaschi­ne 06“aus Teilen einer Rennautoba­hn von Clemens Fürtler. Es finden sich bei der Parallel aber auch Arbeiten von etablierte­n Künstlern wie Erwin Wurm oder Hermann Nitsch.

Galerien in London und New York zeigten zuletzt häufiger Kunst aus Ungarn. Die Parallel widmete sich heuer dem Thema »Verschwind­en«.

Zusammenge­funden haben sich indes im neunten Stock die Künstler Bernadette Anzengrube­r, Robert Bodnar, Daniela Grabosch und Amelie Zadeh, die im Malz.space gemeinsam ausstellen. Im obersten Stock findet man schließlic­h die „Artist Statements“.

Fixpunkt ist die Opening Party, die die ganze Dienstagna­cht gedauert hat.

Newspapers in German

Newspapers from Austria