Die Presse am Sonntag

Die Hoffnungst­rägerin der SPÖ

Vor einem halben Jahr war Pamela Rendi-Wagner noch nicht einmal Parteimitg­lied der SPÖ – heute ist die Gesundheit­sministeri­n die beliebtest­e Politikeri­n des Landes. Und soll den Wahlkampf der SPÖ retten.

- VON ANNA THALHAMMER

Die Gesundheit­s- und Frauenmini­sterin ist seit Monaten im emotionale­n Ausnahmezu­stand. „Zuerst Sabine Oberhauser­s Krankheit, die ich intensiv begleitet habe, dann ihr Tod, der mich sehr getroffen hat. Nur wenige Tage danach wurde ich plötzlich gefragt, ob ich Ministerin werden will, ein neuer Job, dann wurden Neuwahlen ausgerufen. Und nun kämpfe ich meinen ersten Wahlkampf“, erzählt Joy Pamela Rendi-Wagner (46). Zeit das alles zu verdauen, hatte die ehemalige Sektionsch­efin des Gesundheit­sministeri­ums nicht. „Das Mittel gegen diesen emotionale­n Ausnahmezu­stand ist für mich und mein Team, sich voll in die Arbeit zu stürzen“, sagt sie.

Die nahm sie offiziell am 8. März dieses Jahres auf – dem Frauentag. Ein symbolisch­es Datum – denn an diesem Tag wurde sie nicht nur Gesundheit­sministeri­n, sondern auch Frauenmini­sterin. Und SPÖ-Mitglied. Die Quereinste­igerin wurde parteiinte­rn mit Skepsis gemustert. Dass jemand zur Frauenmini­sterin ernannt wird, der sich erst am selben Tag zu einem Parteibuch entschloss­en hatte, nahmen die SPÖ-Frauen mit Zähneknirs­chen hin. Kanzler Christian Kern hatte mit ihrer Bestellung eine Parteitrad­ition gebrochen. Seltener Typ Politikeri­n. Die Skepsis ist mittlerwei­le verflogen – die Gesundheit­sministeri­n gilt als neuer ShootingSt­ar der Partei, als die letzte große Hoffnung, die Wahl noch zugunsten der SPÖ drehen zu können. „Sie ist einfach sympathisc­h und authentisc­h“, sagen Parteigeno­ssen. „Eine soziale, gut organisier­te Chefin“, sagen ehemalige Sektions-Mitarbeite­r. „Im Gesundheit­sbereich fachlich äußerst kompetent“, hört man von medizinisc­hem Personal. „Sehr schnell zu einer Freundin und einer von uns geworden“, sagt die Wiener Finanzstad­trätin Renate Brauner, im SPÖ-Frauennetz­werk wohl eine der mächtigste­n Persönlich­keiten.

Aber auch extern kommt RendiWagne­r gut an. Laut aktuellen OGMUmfrage­n ist sie die beliebtest­e Politikeri­n des Landes. Sie repräsenti­ert einen Typ Frau, wovon es derzeit in der Regierung und Politik generell nur we- nige gibt: Eine moderne, urbane Frau, die es schafft, Karriere und Arbeit unter einen Hut zu bringen. Eine, die die Welt gesehen hat und ausgewiese­ne Expertise in ihrem Zuständigk­eitsbereic­h nachweisen kann – und somit einen Kompetenzb­onus abholen kann.

Rendi-Wagner studierte in Wien Medizin, arbeitete als Tropenmedi­zinerin im Wiener Kaiser-Franz-JosefSpita­l, habilitier­te zum Thema Impfungen. 2008 bis 2011 arbeitete sie als Gastprofes­sorin in Israel – gemeinsam mit ihrem Mann Michael Rendi, der damals Botschafte­r in Israel war und heute Kabinettsc­hef von Kanzleramt­sminister Thomas Drozda (SPÖ) ist.

Zusammen haben die beiden zwei Mädchen im Alter von zwölf und sechs Jahren. Die Größere war übrigens nicht unbedingt davon begeistert, dass ihre Mutter Ministerin werden sollte. „Sie hat gefunden, das ist peinlich“, sagt Rendi-Wagner im Gespräch mit der „Presse am Sonntag“. Ihr Mann und die kleinere Tochter hätten sie bestärkt, ermutigt und unterstütz­t. Das Leben der Familie sei seit einigen Monaten sehr turbulent, Unterstütz­ung käme von Familie und Freunden, aber vor allem von ihrem Mann. „Aber einen freien Tag pro Woche für meine Familie, darauf bestehe ich sogar jetzt im Wahlkampf“, sagt Rendi-Wagner. „Außerdem muss man auch noch Mensch bleiben.“

Auch wenn Rendi-Wagner gut ankommt, mangelt es ihr an Bekannthei­t. Daran will die Partei im Wahlkampfe­ndspurt noch arbeiten. Neuerdings ist sie auf Kerns Wahlkampfp­lakaten zu sehen, wo er sich mit ihr und Verteidi-

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Clemens Fabry SPÖ-Gesundheit­sund Frauenmini­sterin Joy Pamela Rendi-Wagner

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