Die Presse am Sonntag

EIN SCHWIERIGE­S ERGEBNIS

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29 Prozent.

So viele Stimmen erhielt die Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) in Arnstadt.

22,7 Prozent

beträgt der Stimmantei­l der AfD in Thüringen – knapp über dem ostdeutsch­en Schnitt von 21,5 Prozent.

12,6 Prozent

gewann die AfD deutschlan­dweit. Die Rechtspopu­listen sind damit zur drittstärk­sten Kraft im Bundestag avanciert. lishment. In Arnstadt gab es zudem lang einen „rechten Bürgermeis­ter“der Liste „Pro Arnstadt“,Und es sei „ziemlich tote Hose“hier. Kein Freibad, kein Kino. Man höre, das nichts vorangehe, während für Ausländer Geld da sei. Das Lokalblatt „Arnstädter Stadtecho“kennt sie. Es sei teilweise „ein bisschen gruselig“. Aber ihr Großvater lese es gern.

Es ist ruhig in Arnstadts Altstadt. Da ein Flüchtling auf einer Bank, den Blick vertieft ins Smartphone, dort ein paar Frauen mittleren Alters, die ihre Fahrräder über den gepflaster­ten Weg schieben. Eine junge Mutter hat keine Zeit für eine tiefschürf­ende Analyse zum AfD-Ergebnis: „Gibt hier halt ’n’ paar Bekloppte“, sagt sie und geht – vorbei an der Kirche, in der Bach gespielt hat.

Kein Freibad. Kein Kino. Hier ist »ziemlich tote Hose«, findet die Linke-Mitarbeite­rin.

Fahrt nach Erfurt, zur Landtagssi­tzung. Ministerpr­äsident Ramelow redet drinnen im Plenarsaal über die Altlasten des Kali-Bergbaus. Draußen sitzt Mike Mohring. CDU-Landeschef und Mitglied im Bundespart­eivorstand. Die CDU blieb am vergangene­n Sonntag in Thüringen zwar stärkste Kraft, verlor aber zehn Prozentpun­kte. Warum? „Die letzte Große Koalition war für die Debattenku­ltur in der CDU und den Parlamenta­rismus eine Katastroph­e“, sagt Mohring. Durch die Dominanz der Großpartei­en sei im Bundestag kaum Redezeit für die Opposition geblieben. „Die Debatten, die im Volk stattfande­n, verlagerte­n sich raus auf die Straße. Das hat die AfD stark gemacht.“Er kritisiert, dass seine Partei die Frage des Familienna­chzugs nicht geklärt hat: „Wenn man regiert, muss man Antworten durch politische­s Handeln liefern. Man hätte die Verlängeru­ng der Aussetzung des Familienna­chzugs regeln können.“

Zug nach Berlin. Man blättert das „Arnstädter Stadtecho“durch. Seite 6: „Sammeltass­en-Klatsch“. Seite 8: „Aufruf zur 11. Bratwursti­ade“, Seite 18 ein Wahlaufruf von König: „Es ist der Wille der AfD, unsere Heimat nicht den Terroriste­n, den Islamisten, den Banken, (...) den Vergewalti­gern und Kiffern weiter zu überlassen“, schreibt er. Wie hatte es Caroline, 28, das Blatt beschriebe­n? „Ein bisschen gruselig.“

Ankunft am Planeten Berlin.

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