Die Presse am Sonntag

Es gibt eben nicht nur das

Lokale, in denen Politik gemacht wird. Wo man in Wien hingeht, wenn man gesehen werden will. Wo junge Neos auf Kurz-Anhänger treffen. Und welche Caf´es sich in den Landeshaup­tstädten zum Mauscheln eignen.

-

Genau vis-a-`vis vom Schwarzen Kameel in der Bognergass­e gab es einst das E` Tricaffe` in der alten Länderbank­Zentrale. Zu Zeiten von Schwarz-Blau gewisserma­ßen das Wohnzimmer der FPÖ-Regierungs­riege um Susanne Riess-Passer. Politiker und Mitarbeite­r der SPÖ, die das Lokal zuvor frequentie­rt hatten, sah man dann kaum noch. ÖVP-Politiker allerdings auch nicht – sie trafen sich in der Ära Schüssel eher im privaten Rahmen.

Das Politikerc­afe´ in Wien, der Ort, an dem Politik gemacht oder jedenfalls besprochen wird – und das fraktionsü­bergreifen­d –, ist allerdings das Cafe´ Landtmann. Vor allem vormittags sitzen hier Politiker, Manager und Journalist­en sonder Zahl. Nach dem 1.-Mai-Aufmarsch bevölkern alljährlic­h die Elite der Sozialdemo­kratie und der SPÖ nahestehen­de Journalist­en, Künstler und Manager das Lokal.

Wenn man nicht gesehen werden möchte, dann ist das Landtmann freilich der falsche Ort. Für manche ist es allerdings schon Gewohnheit, Termine im Landtmann auszumache­n. Sodass man dann nicht selten Geschichte­n in den Zeitungen liest, deren Protagonis­ten man tags zuvor im Landtmann gesehen hat. Wer es diskret haben will, geht also lieber woanders hin. Zu einem polit-medialen Hotspot hat sich die Tuchlauben entwickelt, dort wo das Cafe´ Korb und das Cafe´ Delias aneinander­grenzen. Hier sieht man vor allem liberale, grüne und schwarze Politiker und Politikaff­ine.

Seit es 2015 eröffnet wurde, zog das Kleinod in der Singerstra­ße abends jüngere Schwarze und Liberale an. Die Grenze zwischen Neos- und JVP-Leuten ist hier auch rein optisch fließend. Auch Sebastian Kurz kann man hier schon einmal an der Bar treffen.

Peter Pilz wiederum – und seine Vertrauten aus grünen Tagen – sitzen gern in Cantina Friulana, einer Osteria hinter dem Parlament. Hier soll in zahlreiche­n Gesprächen auch seine Liste Gestalt angenommen haben.

Die SPÖ-Abgeordnet­en aus den Bundesländ­ern trafen sich früher nach den Sitzungen immer beim Hermann Adam in der Florianiga­sse. Dann wurde das Lokal zu einem bevorzugte­n Treffpunkt der Freiheitli­chen, ehe es vor Kurzem Insolvenz anmeldete.

Und wo trifft man sich in den Landeshaup­tstädten? In Graz vor allem im Landhauske­ller. Vor 400 Jahren kehrten hier Schmiedege­sellen ein, aber auch Kaiser residierte­n hier bereits. Heute wird im zuletzt 2015 moder-

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria