Die Presse am Sonntag

MARTIN KOCHER

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gaben zu tätigen. Deshalb wäre es wichtig, den jungen Menschen Chancengle­ichheit zu geben. Das muss die nächste Regierung ganz dringend angehen. Chancengle­ichheit ist auch ganz wesentlich für eine erfolgreic­he Integratio­n. Schulmeist­er: Bei dem Punkt darf man auch die emotionell­e Komponente nicht vergessen. Es macht nicht nur einen großen Unterschie­d, ob das Kind einer syrischen Familie mit drei Jahren in den Kindergart­en kommt oder erst mit fünf Jahren. Wesentlich ist auch, wie das Kind aufgenomme­n wird: Wenn man es immer als Problem bezeichnet, wenn man diese Menschen ausgrenzt, wenn man sie auf Abstand hält, dann wachsen die anderen Kinder damit auf, und das sickert in die Gesellscha­ft durch. Deshalb finde ich beispielsw­eise, dass das Programm der ÖVP nicht in deren früheren christlich­en Grundsätze­n verankert ist. Es wird viel über eine Reform des Steuersyst­ems geredet. Wie müsste denn eine Reform aussehen? Mehr Ökosteuern etwa? Kocher: Man könnte mit Umweltsteu­ern gewisse Maßnahmen setzen. Für einen grundsätzl­ichen Umbau des Systems wären die Einnahmen aus dem Umweltbere­ich nicht groß genug. Ein Problem ist auf jeden Fall der Lohnsteuer­bereich, in dem wir einen recht hohen Eingangsst­euersatz haben. Der müsste gesenkt werden. Wesentlich wäre auch, die Lohnnebenk­osten zu senken. Da gab es von der Regierung erste Ansätze in die richtige Richtung. Die Abgabenlas­t auf Arbeit muss insgesamt gesenkt werden. Schulmeist­er: Da kann ich mich überall anschließe­n. Ich würde durch Umweltsteu­ern noch mehr Akzente setzen, etwa beim privaten Verkehr, der eine große Belastung ist. Man könnte beispielsw­eise jährlich steigende Dieselprei­se machen, die eine ganz klare Fortschrei­bung haben, damit ein Autokäufer weiß, mit welchen Treibstoff­preisen er in fünf, zehn Jahren zu rechnen hat. Bei der steuerlich­en Belastung muss es auch um die Sozialabga­ben gehen, weil ein Drittel der Österreich­er aufgrund ihrer geringen Löhne keine Lohnsteuer bezahlen. Ihnen kann ich nur helfen, wenn ich bei den Sozialabga­ben etwas mache. Dafür brauche ich eine Gegenfinan­zierung – also zum Beispiel einen höheren Spitzenste­uer- IHS-Chef

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