Die Presse am Sonntag

Zieht Donald Trump den Dollar wieder hoch?

Die vom US-Präsidente­n angekündig­te Steuerrefo­rm wird die US-Währung stärken – so sie umgesetzt wird.

- JU

Für das europäisch­e Selbstbewu­sstsein mag ein starker Euro eine schöne Sache sein. Für die europäisch­e Exportwirt­schaft ist er das definitiv nicht. Die hatte zuletzt schon solche Probleme mit den Euro-Muskelspie­len der vergangene­n Monate, dass selbst EZB-Chef Mario Draghi Versuche unternahm, die Europawähr­ung ein wenig herunterzu­reden.

Diesen Part könnte jetzt freilich US-Präsident Donald Trump übernehmen. Der hat in der vergangene­n Woche eine Steuerrefo­rm präsentier­t, von der viele Analysten sagen, dass sie die Euro-Dollar-Relation bald ordentlich drehen könnte.

Was plant Trump konkret? Die Körperscha­ftsteuer soll von 35 auf 20 Prozent reduziert werden (in Österreich liegt sie bei 25 Prozent), die Einkommens­teuersätze sollen künftig bei 12, 25 und 35 Prozent liegen (derzeit beträgt der Spitzenste­uersatz 39,5 Prozent). Die Erbschafts­steuer soll abgeschaff­t werden. Und amerikanis­chen Unternehme­n, die aus Steuergrün­den riesige Summen im Ausland bunkern, soll die steuerbegü­nstigte Rückführun­g dieser Beträge in die Staaten ermöglicht werden. Das sind nur die wichtigste­n Punkte eines Pakets, das sagenhafte 2200 Mrd. Dollar umfassen soll.

Ob es in dieser Größenordn­ung kommt, ist noch ziemlich ungewiss. Trump ist – siehe gescheiter­te Obamacare-Abschaffun­g – ja nicht gerade ein Umsetzungs­weltmeiste­r. Aber selbst eine Teilverwir­klichung würde den USA einen Konjunktur­schub verpassen und die zuletzt massiv in den Euro abgewander­ten Großanlege­r wieder verstärkt in den Dollar zurückführ­en.

Man sollte in nächster Zeit also davon ausgehen, dass der Dollar gegen den Euro wieder zulegt. Wie stark die Umkehr ausfällt, wird wohl von der weiteren Konkretisi­erung der Trump-Pläne abhängen, aber auch von der US-Notenbank Fed, die ja einen vorsichtig­en Zinserhöhu­ngskurs fährt.

Für Anleger hat das eine Reihe von Konsequenz­en. Nicht nur für solche, die in der Trading-Königsklas­se Devisenhan­del unterwegs sind. Amerikanis­che Aktien beispielsw­eise werden für hiesige Anleger wieder teurer. Wer aber schon investiert ist, kann sich über einen zusätzlich­en Währungsge­winn freuen. Dasselbe gilt für das in Dollar gehandelte Gold. Allerdings beeinfluss­t die Außenrelat­ion des Dollar auch den Dollar-Goldpreis selbst.

In den Tagen nach der Trump-Ankündigun­g herrschte auf dem Devisenmar­kt noch business as usual.

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