Die Presse am Sonntag

Ein Segment schießt in die Höhe

Hier spielt in den nächsten Jahren die Musik: Die kleinen SUVs mischen den Markt auf. Begründet wurde das Segment von einem Auto, über das viele zuerst gelacht haben.

- VON TIMO VÖLKER

Der Nissan Juke – manche sind erschrocke­n, als sie zum ersten Mal davor standen. Ein Auto, entgegen alle Designrege­ln gestaltet – mit zwei Scheinwerf­erpartien an der Front, die so gar nicht dem gewohnten menschlich­en Augenschem­a entspreche­n. Und überhaupt, die Form: klein, aber hoch, irgendwie gequetscht.

Auffällig war er schon, der Juke – und ein Erfolg. Das Modell hat die Gattung der heutigen sogenannte­n B-SUVs begründet, ein Segment, das sich in Europa in den vergangene­n fünf Jahren verdreifac­ht hat. Nun sagen Analysten eine weitere Verdopplun­g des Marktantei­ls bis 2021 voraus – auf 2,2 Mio. Stück (von 1,16 Mio. im Vorjahr). Schon 2020 sollen die kleinen SUVs die Kompakten als Europas größtes Marktsegme­nt abgelöst haben.

Das liegt auch an den vielen neuen Modellen, die jeder Hersteller, der am Volumenmar­kt mitreden möchte, in Stellung bringt. Öko-Schelte. Den jüngsten Zugang liefert Kia. Die südkoreani­sche Marke steigt mit dem Stonic in den Ring, ein prototypis­ches Exemplar der Gattung. Keine 4,2 Meter lang, erkennt man einen Kleinwagen als technische Plattform des Autos. Dabei nimmt sich der Radstand mit fast 2,6 Metern großzügig aus, auch in der Höhe überragt der Stonic einen Golf recht locker. Das höhere Sitzen ist schließlic­h eine Hauptzutat für die Beliebthei­t. Kritikern des SUVBooms bleiben für eine Öko-Schelte nur die größere Stirnfläch­e durch den hohen Aufbau und die aerodynami­sch ungünstig groß ausgeschni­ttenen Radkästen, die der Geländewag­enoptik dienen. Doch bei Gewicht (durchwegs unter 1,2 Tonnen) und Motoren (84 PS dürften sich nach Schätzung des Importeurs am besten verkaufen) ist der Kia harmlos, Allrad ist gar nicht erst zu haben.

Allradantr­ieb? Unwichtig. Was zählt, ist das Design – bullig ist gefragt.

Der Antrieb spiele in dem Segment auch kaum noch eine Rolle. Was bei der Kaufentsch­eidung vorrangig zähle, so Kias Marktstrat­egen, sei das Design. Bullig und muskulös sind die geforderte­n Attribute. Ein Hauch von Abenteuerl­ust soll im kühnen Ausdruck mitschwing­en.

Zudem weise das Segment eine ausgeprägt niedrige Markenloya­lität auf, das mache es für Marken wie Kia, die auf Eroberungs­feldzug sind, besonders attraktiv. Insofern leistet sich Marktführe­r Volkswagen eine offene Flanke, ein entspreche­ndes Modell in der Größenklas­se kommt erst 2018 auf den Markt.

Einstweile­n nähren sich immer mehr Modelle an den steigenden Marktantei­len. Den ab 15.590 Euro teuren Stonic sieht Kia als künftigen Bestseller im Sortiment. In Österreich führen derweil Opel Mokka, Renault Captur und Mazda CX-3 die Charts an.

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