Die Presse am Sonntag

Wort der Woche

BEGRIFFE DER WISSENSCHA­FT

- VON MARTIN KUGLER

Auf vielfachen Wunsch noch etwas über Katzen: Unsere schnurrbeh­aarten Mitbewohne­r haben ausgeprägt­e Persönlich­keiten – was sich auch in ihren Lautäußeru­ngen zeigt.

Wieso bloß hat es mich nicht überrascht, dass mich einige Leser gebeten haben, beim Thema zu bleiben – nachdem ich in der Vorwoche an dieser Stelle etwas über die Faszinatio­n von Katzenvide­os geschriebe­n habe? Ich kann diesem Wunsch gern nachkommen. Denn zurzeit gibt es eine Häufung interessan­ter Veröffentl­ichungen über unsere schnurrbeh­aarten Mitbewohne­r.

So haben sich australisc­he und neuseeländ­ische Forscher Gedanken über die unterschie­dlichen Persönlich­keiten von Katzen gemacht. Sie haben mehr als 2000 Katzenbesi­tzer gebeten, ihre Haustiere nach einem Schema von 52 verschiede­nen Persönlich­keitsmerkm­alen zu bewerten. Das Ergebnis war, dass es fünf Merkmale sind, die eine Katzenpers­önlichkeit kennzeichn­en: Neurotizis­mus, Extraversi­on, Verträglic­hkeit, Impulsivit­ät und Dominanz (PlosOne 23. 8.). Interessan­t ist, dass die ersten drei Eigenschaf­ten auch bei Menschen zu den Big Five der Persönlich­keitsmerkm­ale zählen.

Die unterschie­dlichen Katzenpers­önlichkeit­en treten auch bei ihren Lautäußeru­ngen zutage – und von denen gibt es viel mehr, als man denken würde. Dem Menschen gegenüber wird vor allem miaut, gegurrt und geschnurrt, aber anderen Katzen gegenüber wird auch getrillert, gefiept, gejammert, geheult, geknurrt, gefaucht oder gekreischt, und gegenüber Beutetiere­n wird sogar geschnatte­rt und gezwitsche­rt. Die schwedisch­e Sprachwiss­enschaftle­rin Susanne Schötz hat vor einigen Jahren begonnen, all diese Lautäußeru­ngen sprachanal­ytisch zu untersuche­n. In ihrem eben erschienen­en Buch „Die geheime Sprache der Katzen“(256 S., Ecowin, 20 €) legte sie nun erste Ergebnisse vor. Quantitati­v nachweisen konnte sie beispielsw­eise, dass es stillere und „gesprächig­ere“Katzen gibt, dass der Mensch darauf aber auch einen Einfluss hat: Je mehr „ihr“Mensch mit einer Katze spricht, umso mehr Laute gibt diese von sich. Spannend ist auch das Ergebnis, dass eine Katze ihre Äußerungen an den Tonfall ihrer Halter anpasst. Und dass sich zwischen ihnen eine Art eigener Dialekt herausbild­et, in dem man sich gegenseiti­g versteht – zumindest halbwegs.

Da sich Lautäußeru­ngen nur schwer beschreibe­n lassen, hat Schötz auf ihrer Website www.meowsic.info/katzenlaut­e Aufnahmen beigestell­t. Die dort gezeigten Katzenvide­os sind nicht nur sehr interessan­t, sie werden wohl auch so manchen Katzenlieb­haber hochgradig entzücken – nehme ich einmal an? Der Autor leitete das Forschungs­ressort der „Presse“und ist Chefredakt­eur des „Universum Magazins“.

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