Die Presse am Sonntag

»Fehler darf man nur einmal machen«

Axel Kühner ist der erste familienfr­emde Boss des Kunststoff­Konzerns Greiner. Das Experiment ist geglückt.

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Seit fast 150 Jahren ist der Kunststoff­Konzern im Besitz der Familie Greiner. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Der Paradigmen­wechsel kam aber 2010, als Axel Kühner von einem der wichtigste­n Kunden, Daimler Benz, ins oberösterr­eichische Unternehme­n geholt wurde. Nicht als Vertriebsp­rofi, der er schon beim Autobauer war – sondern als Chef. Der erste familienfr­emde Vorstand in der Firmengesc­hichte. „Ich bin mittlerwei­le angekommen“, beschreibt der gebürtige Deutsche die Anfangspha­se, die für beide Seiten eine „große Herausford­erung“gewesen sei.

Als „Startkapit­al“hat der 47-Jährige einen klaren Auftrag mitbekomme­n: Er sollte moderne Management­strukturen und -methoden einführen, gleichzeit­ig aber den familiären Wertekern erhalten. Das scheint gelungen. Denn in den achteinhal­b Jahren seiner Führung hat die GreinerGru­ppe den Umsatz von einer auf 1,5 Milliarden Euro erhöht und die Zahl der Mitarbeite­r stieg von 7000 auf nunmehr über 10.000.

Wie hat er das gemacht? „Man muss sich Zeit nehmen und viel zuhören, darf nichts über’s Knie brechen“, sagt Kühner. Zu Anfang sei er zudem viel unterwegs gewesen, immerhin hat die Gruppe 134 Standorte in 30 Ländern. Inzwischen kennt er fast alle und weiß um die unterschie­dlichen Befindlich­keiten, Anliegen und auch Sorgen. „Aus dem Elfenbeint­urm heraus geht gar nichts“: Diese seine Überzeugun­g fand der dynamische Manager in den „Wanderjahr­en“bestätigt. Und noch etwas hat Kühner in seiner Führungsro­lle gelernt: Nicht alles funktionie­rt auf Anhieb. Das Fazit daraus: „Man darf Fehler machen, aber nur einmal.“

Parallel zu seiner Aufgabe, dem stetig gewachsene­n Familienun­ternehmen mo- derne Strukturen zu verpassen, galt es natürlich, das tägliche Geschäft weiterzuen­twickeln. Schließlic­h agiert das Unternehme­n in vier Kernbereic­hen: Greiner Packaging ist einer der führenden europäisch­en Verpackung­sherstelle­r, unter anderem für die Lebensmitt­elindustri­e (Joghurtbec­her). Greiner Foam ist stark bei Spezialsch­aumstoffen für Möbel, Autos und die Bauindustr­ie. Greiner Extrusion ist Weltmarktf­ührer bei Extrusions­werkzeugen und Bio-One ist in der Medizin der Maßstab in Sachen Blutund Urinentnah­me sowie Analytik.

Was alle Sparten eint, ist der Kunststoff. Das soll auch so bleiben, so wie der Greiner-Slogan „Plastics for Life“, verweist Kühner auf die Langfrists­trategie bis 2020, die gerade entwickelt wird. „Kunststoff und dessen Verarbeitu­ng, das klingt trivial, aber da ist noch viel drin – neue Produkte und neue Technologi­en.“Die Diversität sieht er nicht als Problem, die vier Sparten bleiben also sicher. In deren Rahmen wird zugekauft. Ändern wird sich dennoch etwas: „Die Kunststoff­industrie hat sich früher um ihr schlechtes Image wenig geschert. Wir müssen den Konsumente­n erklären und sie aufklären, welchen positiven Beitrag wir für ihr Leben leisten.“Ein wesentlich­es Thema dabei sei Recycling. Kunststoff verrotte halt erst in 500 Jahren. Ein Geschäft für die Ewigkeit also – fast. (eid)

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Robert Maybach Axel Kühner hat bei Greiner viel vor.

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