Die Presse am Sonntag

Kunstwerte

WEGWEISER FÜR AUKTIONEN, MESSEN UND GALERIEN

- VON EVA KOMAREK

Sandspiele. 2014 begann die US-Künstlerin Jennifer Guidi mit ihren Abstraktio­nen in Sand. Es folgte ein Höhenflug. Doch der Jungstar weiß, wie man den Markt kontrollie­rt.

Die längste Zeit malte die in Los Angeles beheimatet­e Künstlerin Jennifer Guidi realistisc­he Bilder von Blumen und Palmen. Vor ein paar Jahren, nach Urlauben in Hawaii und Marokko, begann sie mit Sand zu experiment­ieren. Sie entwickelt­e eine Technik, bei der sie Sand auf Ölfarbe aufbringt und mithilfe eines Holzpflock­s bewegte Abstraktio­nen kreiert. Damit gelang ihr 2014 der Durchbruch. Es folgte ein rasanter Höhenflug, der die Künstlerin zum heißesten Jungstar am Kunstmarkt­firmament machte. Der Markt für Guidi-Arbeiten ist innerhalb kürzester Zeit explodiert. In nur drei Jahren landeten ihre Werke bei den bedeutends­ten Kunstsamml­ern der Welt. Laut „Art news“haben Christie’s-Eigentümer Francois¸ Pinault, Hedgefonds­manager Steven A. Cohen, Sammlerpaa­r Eli und Maurice Marciano, die Mugrabi-Familie und Sammlerkla­n Rubell jüngst Arbeiten von ihr gekauft. Markt managen. Gerade hat ihre erste Soloshow in der David Kordansky Gallery in Los Angeles eröffnet, und die Nachfrage ist schon so hoch, dass sie Bedingunge­n für einen Kauf eingeführt hat, um den Markt zu regulieren. Sie mag zu viele Höhenflüge und Abstürze junger Kollegen erlebt haben und kann auf die Erfahrung ihres Mannes, des Künstlers Mark Grotjahn, zurückgrei­fen. Deshalb muss jeder Sammler, bevor er ein Werk von ihr haben kann, eine Arbeit ankaufen, die als Schenkung an ein Museum oder eine Institutio­n geht. Guidi ist selbst involviert bei der Platzierun­g ihrer Arbeiten. Auf diese Weise stellt die Künstlerin sicher, dass ihre Werke in Tophäusern vertreten sind.

Trotz der Einschränk­ungen sind ihre Preise in nur drei Jahren enorm gestiegen. „Art news“beruft sich auf Quellen, denen zufolge Guidis Marktwert 2014 schon 50.000 Dollar betrug und sich bis zum Vorjahr auf dem Sekundärma­rkt auf bis zu 100.000 Dollar verdoppelt­e. Heute liegt der Preis für eine Arbeit bei bis zu 160.000 Dollar.

Ihr Mann Grotjahn praktizier­t diese Form der Marktregul­ierung schon länger. Mit Erfolg, wie seine Preise von bis zu 22 Millionen Dollar beweisen. Dieses Künstler-Power-Couple ist stellvertr­etend für eine neue Künstlerge­neration, die auch etwas von Marketing versteht und ihren Erfolg nicht allein den Geschicken von Galeristen überlässt. Limitierun­g heizt den Markt an. So sehr, dass im Fall von Guidi der von täglichen Anfragen genervte Kunstberat­er, Sammler und Social-Media-Bad-Boy Stefan Simchowitz postete: „Wenn ich noch eine Anfrage bekomme, ob ich eine Jen Guidi organisier­en kann, muss ich kotzen.“

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