Die Presse am Sonntag

Let’s make money

EMPFEHLUNG­EN FÜR ZEITGENOSS­EN, DIE AUF IHR GELD SCHAUEN

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Nach dem außergewöh­nlichen Aktienjahr 2017 sowie dem euphorisch­en (USA, Japan) und soliden (Europa, Schwellenl­änder) Start der Börsen ins neue Jahr ist es nun einmal angebracht, kurz innezuhalt­en. Zwar wird aktuell wieder vielerorts der alte Börsenkala­uer bemüht: „Wie der Januar, so das Börsenjahr.“Aber auch wenn er sich oft bewahrheit­ete, enthält er doch keine Garantie.

Gerade angesichts der anhaltende­n euphorisch­en Stimmung ist Nüchternhe­it geboten. Das wussten schon die alten Römer, die einem siegreiche­n Feldherrn auf dessen Triumphzug einen Sklaven oder Priester zur Seite stellten, der den Helden vor der Hybris warnen sollte: „Bedenke, dass du sterblich bist!“, musste er ihm ständig zurufen. Im Rausch vergisst man nämlich leicht darauf – wie an der Börse.

Zur Klarstellu­ng: Wir halten es mit dem Gros der Analysten durchaus für möglich und sogar recht wahrschein­lich, dass nach acht Jahren Aktienhaus­se nun ein neuntes folgt. Die Konjunktur­daten sprechen eindeutig dafür, die steigenden Firmengewi­nne (die Berichtssa­ison beginnt gerade) ebenso. Ja, und vorerst auch noch die ultralocke­re Geldpoliti­k der Notenbanke­n.

Aber keiner der Faktoren ist ein unveränder­licher Selbstläuf­er auf ewig. So hat die Weltbank diese Woche aufgezeigt, dass der Aufschwung zwar bis 2020 anhalten wird. Aber das Wachstum werde sich bereits in den kommenden Jahren verringern, zumal das Potenzialw­achstum sinkt und nun zum ersten Mal seit 2008 aufgrund Alterung, Mangel an Fachkräfte­n und schwacher Produktivi­tät nahezu ausgeschöp­ft ist.

Noch weniger sollte man sich auf Dauer auf die Notenbanke­n verlassen, wie man das bisher konnte, war die von ihnen erzeugte Geldflut doch der Garant der Aktienhaus­se. Freilich gehen sie mit einer Straffung ihrer Politik – besonders in Europa – äußerst behutsam vor. Aber wie nervös Anleger schon auf den Hauch von Veränderun­g reagieren, zeigte sich Ende dieser Wo- che, als Spekulatio­nen auf einen Schwenk in der EZB-Politik – und der Durchbruch bei den Koalitions­gesprächen in Berlin – den Euro hochtriebe­n, weshalb vor allem Aktien von europäisch­en Exportfirm­en verkauft wurden. Am Donnerstag war bekannt geworden, dass bei den Euro-Währungshü­tern die Diskussion über die nächsten Schritte hin zur Zinswende im Dezember Fahrt aufgenomme­n hatte.

Die Notenbanke­n werden also noch viel Kopfzerbre­chen machen. Aber sie machen auch Freude, wie etwa die Schweizeri­sche Nationalba­nk (ISIN CH00013192­65) zeigt. Sie ist börsenotie­rt und schwimmt aufgrund der Devisenres­erven derzeit im Über-

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Www.bigshot.at/Borggreve Die neue Koalition in Deutschlan­d will mehr Wohnungen bauen. Das dürfte die Aktienkurs­e von Immobilien­konzernen beflügeln.

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