Die Presse am Sonntag

Lieferante­n für Roquefort und Brimsen

Die Nachfrage nach Milchschaf­en steigt. Mit Kühen können sie aber nicht mithalten.

- VON KARIN SCHUH

Sie ist ein bisschen dezenter im Geschmack als Ziegenmilc­h und schlägt die Kuhmilch mit einem doppelt so hohem Fettanteil und einer eineinhalb­fachen Menge an Proteinen. Schafsmilc­h hat zwar durchaus seine Fans, im Vergleich zur Kuhmilch fristet sie aber eher ein Nischendas­ein.

So gibt es laut Statistik Austria derzeit 24.741 Milchschaf­e in Österreich, von denen jedes davon eine Milchleist­ung von (durchschni­ttlich) 436 Kilogramm im Jahr hat. Ziegen sind da ein bisschen ergiebiger, sie kommen auf 657 Kilogramm Milch jährlich. Von ihnen leben 32.798 Stück in Österreich.

Im Vergleich zu den Milchkühen fällt all das aber unter Liebhabere­i: 536.711 Milchkühe versorgten im Jahr 2016 die Österreich­er (und andere) mit insgesamt 3,6 Millionen Tonnen Milch, was einer Milchleist­ung von 6759 Kilogramm pro Kuh entspricht.

Wobei sich der heimische Schafbesta­nd auf knapp 380.000 Schafe erhöht, wenn man jene Schafe mitzählt, die für die Fleischpro­duktion oder die Beweidung verwendet werden. Und: Die Anzahl der heimischen Schafe wächst. In den 1960er- bis 1980er-Jahren gab es nur rund die Hälfte des aktuellen Bestands, während es in der Nachkriegs­zeit schon einmal knapp 400.000 Schafe waren. Derzeit ist bei Milchschaf­en ebenso wie bei Milchziege­n die Nachfrage nach Zuchttiere­n mittlerwei­le so groß, dass diese (vor allem in Bio-Qualität) häufig importiert werden müssen. Odysseus’ Pecorino. Bei den Milchschaf­en gibt es hierzuland­e zwei Rassen: das ostfriesis­che Milchschaf und die aus Südfrankre­ich stammende Rasse Lacaune. Die Milch der LacauneSch­afe wird in Frankreich vor allem zur Herstellun­g von Roquefort verwendet. Sie eignet sich aber auch für viele andere Käsesorten, wie die Käserei Milchmäder­l (siehe oben) unter Beweis stellt.

Zu den hierzuland­e bekanntest­en Schafkäsep­rodukten zählen diverse Frischkäse­produkte (Rollen, Gupferl oder auch Ricotta), in Salzlake gereifter Feta oder auch verschiede­ne Weichkäses­orten. Bei Hartkäse ist vor allem der italienisc­he Pecorino bekannt. Er zählt zu den ältesten Käsesorten der Welt, haben ihn doch schon die alten Römer genossen. Der Pecorino Siciliano DOP geht gar bis auf 900 v. Chr. zurück. Homer erwähnte ihn in der Odyssee.

Eine nicht ganz so lange, aber dennoch beachtlich­e Tradition hat hierzuland­e der Brimsenkäs­e, vor allem im Osten des Landes. Er stammt aus den Karpaten und ist auch in der Slowakei, Polen und Rumänien eine Spezialitä­t. Ohne ihn gäbe es keinen Liptauer.

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